Im Forschungsprojekt KRAISBAU untersuchen wir die Wiederverwendung von konstruktiven, mineralischen Bauteilen aus dem Gebäudebestand, insbesondere von Ziegeln. Gemeinsam mit Beton machen sie rund 96 % der verbauten Masse in Wien aus. Beim Rückbau alter Gebäude landen diese Materialien jedoch häufig auf der Deponie oder im Recycling, obwohl viele Ziegel strukturell noch gut erhalten sind.


Ihre Qualität ist jedoch sehr unterschiedlich, was nicht auf ihr Alter, sondern auf die inhomogenen Herstellungsverfahren vor rund 100 Jahren zurückzuführen ist. Handgeformte Rohlinge, schwankende Brenntemperaturen und ungleichmäßige Trocknung führen zu großen Unterschieden in der Druckfestigkeit.
Um Ziegel wiederverwendbar zu machen, müssen wir daher die Festigkeit jedes einzelnen Steins zuverlässig bestimmen, und zwar ohne ihn zu zerstören. Dafür entwickeln wir ein nichtinvasives Prüfverfahren, das verlässliche und vergleichbare Daten liefert.


Derzeit erforschen wir, wie sich mithilfe von Infrarotkameras und Spektroskopie Aussagen über die innere Zusammensetzung und damit über die Festigkeit treffen lassen. Ziegel aus einem Wiener Altbau wurden bereits spektroskopisch untersucht und anschließend druckgeprüft. Die gewonnenen Daten werden mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet, die Muster und Zusammenhänge schneller erkennt als ein Mensch.


Langfristig könnte dieses Verfahren direkt auf der Baustelle eingesetzt werden, um innerhalb weniger Sekunden zwischen wiederverwendbaren und nicht verwendbaren Ziegeln zu unterscheiden. Dies ist ein wichtiger Schritt für mehr Kreislauffähigkeit im Bauwesen.
 

KRAISBAU Wiederverwendung von Bauteilen