URBANWASTE
(„Urban Strategies for Waste Management in Tourist Cities“) war ein dreijähriges Forschungsprojekt finanziert durch das EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 unter der Koordination der Regierung der Kanarischen Inseln. Das Ziel von URBANWASTE war es, umweltfreundliche und innovative Abfallvermeidungs- und Managementstrategien für ausgewählte Städte mit hohem Tourismusaufkommen zu entwickeln, um die städtische Abfallproduktion zu verringern und die Wiederverwendung, das Recycling, sowie die Sammlung und Entsorgung von Abfällen zu unterstützen.
Europäische Städte gehören zu den bedeutendsten Tourismusdestinationen weltweit. Die UNWTO schätzt für 2015 mehr als 1,1 Milliarden touristische Ankünfte weltweit, über 600 Million davon alleine in Europa. Der Tourismussektor ist somit einerseits ein wesentlicher Wirtschaftsmotor, bringt andererseits jedoch auch negative Effekte mit sich, wie z.B. einen hohen Ressourcenverbrauch (Wasser, Energie), und beeinflusst auch das Abfallaufkommen in touristischen Regionen maßgeblich. Im Vergleich zu anderen Städten stehen touristische Städte aufgrund der Saisonalität des Tourismus, Besonderheiten der Tourismusbranche und der zahlreichen Touristen als Abfallerzeuger besonderen Herausforderungen bei Abfallbewirtschaftung und Abfallvermeidung gegenüber. Für 2011 schätzt die UNEP, dass der Tourismus weltweit für 14 % des kommunalen Abfallaufkommens verantwortlich ist. Eine effiziente Abfallbewirtschaftung ist für touristische Städte aber auch ein wichtiger Aspekt zur Aufrechterhaltung ihrer Attraktivität. Durch die Ergebnisse dieses Projekts sollen politische Entscheidungsträger dabei unterstützt werden, diesen tourismusbedingten abfallwirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen.
Im Rahmen von URBANWASTE wurde dazu zunächst der Metabolismus von 11 ausgewählten Pilot Regionen (Pilot Cases) analysiert. Für diese Ist-Zustands-Analyse (Status-Quo Analyse) wurde auf das Konzept des „Urbanen Metabolismus“ zurückgegriffen, einem umfassenden und integrativen Konzept, mit dem Abfall und Tourismus systematisch und wirkungsorientiert analysiert werden können. Parallel dazu wurden Best Practice Modelle im Abfallwirtschaftsbereich identifiziert und ein partizipativer Prozess in Gang gesetzt, an dem alle relevanten Stakeholder beteiligt sind - wie beispielsweise Vertreter lokaler und regionaler Behörden und Abfallwirtschaftsverbände. Auf Basis der Outputs aus diesem Prozess, der Best Practice Modelle sowie der Ergebnisse der Status-Quo Analyse wurden spezifische Lösungen für touristische Regionen erarbeitet und in den 11 URBANWASTE Pilot Cases umgesetzt sowie evaluiert. Durch die Evaluierung der im Projekt entwickelten abfallwirtschaftlichen Strategien sollte deren Übertragbarkeit auf andere Städte gesichert werden.
Für URBANWASTE wurden folgende 11 urbane bzw. peri-urbane Pilot Cases ausgewählt (in alphabetischer Reihenfolge): Azoren (Portugal), Dubrovnik (Kroatien), Florenz (Italien), Kavala/Thrakien (Griechenland), Kopenhagen (Dänemark), Lissabon (Portugal), Nicosia (Zypern), Nizza (Frankreich), Santander (Spanien), Syrakus (Italien) und Teneriffa (Adeje, Arona, Puerto de la Cruz) (Spanien).
Zusätzlich zu den zur Unterstützung politischer Entscheidungsträger partizipativ entwickelten Strategien zu Abfallvermeidung und –management sowie der Erforschung, wie touristische Aktivitäten gemeinsam mit weiteren Einflussfaktoren (z.B. städtischen Grundstrukturen, Architektur, Lebensstile, Verhaltensweisen, sozio-ökonomische Aspekte, etc.) den urbanen Metabolismus beeinflussen können, wurde im Rahmen von URBANWASTE auch eine WasteApp entwickelt. Diese WasteApp soll TouristInnen ansprechen, ihr Abfallverhalten beeinflussen und damit die Umsetzung der in URBANWASTE entwickelten Strategien unterstützen.
Der Projektstart von URBANWASTE erfolgte im Juni 2016 mit einem Projekt-Kick-Off-Meeting auf Teneriffa. Die Projektlaufzeit betrug 36 Monate. Das Multi-Stakeholder Projektkonsortium von URBANWASTE bestand aus 27 Partnern aus 12 europäischen Ländern und vereinte führende Universitäten und andere Forschungsinstitutionen mit Vertretern von lokalen und regionalen Behörden und Abfallwirtschaftsverbänden aus Destinationen, die mit einem hohem Tourismusaufkommen konfrontiert sind. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in den Gebieten Abfallvermeidung, Abfalltechnologie und Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) sowie den damit verbundenen Bewertungsmethoden konnte das ABF‑BOKU in diesem Projekt seine wissenschaftliche Expertise vor allem bei der Erhebung des Ist-Zustands in ausgewählten Destinationen („URBANWASTE Pilot Cases“) sowie bei der Bewertung der Veränderungen, die durch die Umsetzung der Strategien in diesen Pilot Cases entstehen, einbringen
DI Gudrun Obersteiner