Handelsname: Adneter Marmor
Geologische Kurzbeschreibung: Ein roter ammonitenführender Kalkstein, welcher sich sehr gut schleifen und polieren lässt und deswegen oft fälschlicherweise als Marmor bezeichnet wird.
Geologisches Alter: Jura (ca. 190 Mio. Jahre) Mesozoikum
Geologische Zone: Nördliche Kalkalpen
Abbauort: Westlichen Ausläufer der Osthorngruppe im Gemeindegebiet von Adnet im Tennengau
Abbausituation: Steinbrüche werden von der Firma Kiefer in Oberalm geleitet

Petrographie

Makroskopische Aufnahme des Adneter Kalks

In der makroskopischen Aufnahme des Adneter Kalks ist ein rötliches, dichtes, mittel bis grobkörniges Gefüge zu erkennen. Es sind größere Kalkkomponenten erkennbar, die von rötlichen Schichten durchzogen sind. Der Rotton ist auf den vermehrten Anteil von Eisenoxiden in Form von Hämatit zurückzuführen. In anderen Verwitterungsformen von Adneter Kalk können auch gelbliche bis bräunliche Farbtöne auftreten, diese stammen von Goethit.

Dünnschliffbeschreibung

  • Ammonit im Adneter Kalk unter parallelen Polarisatoren

  • Hämatit-Schlieren im Adneter Kalk unter gekreuzten Polarisatoren – ein dicker Schliff in dem hohe Interferenzfarben nicht sichtbar sind

Bei der Untersuchung des Dünnschliffs vom Adneter Kalk mit dem Polarisationsmikroskop erkennt man, dass sich Adneter Kalk aus Kalzit und geringen Anteilen an Hämatit und Goethit zusammensetzt. Das Gestein weist ein oolithisches Gefüge auf, welches von Hämatit-Schlieren durchzogen ist. Es hat eine geringe Porosität und lässt sich dadurch gut bearbeiten.

Mineralbestand mittels Röntgendiffraktometrie und simultaner Thermoanalyse

Es konnte Kalzit als Hauptbestandteil und Spuren von Quarz und Hämatit festgestellt werden. In Abbildung 106 ist dies anhand des Kalzit Hauptpeaks bei 2 Theta = 29,4° erkennbar. Der Hauptpeak von Quarz ist bei 26,6° und der von Hämatit ist bei 33,2°. Hämatit verleiht dem Adneter Kalk die rötliche Verfärbung.

Aus der Massenänderung von 42,51% bei der simultanen Thermoanalyse errechnet sich stöchiometrisch ein Kalzitgehalt von 96,7%. Der Peak von Kalzit liegt bei 867,2°C.

Anwendungen

Adneter Kalk wurde in Österreich in vielfältiger Weise verwendet. So bestehen im Stephansdom das Friedrichsgrab in einem Seitenschiff, das 14-eckige Taufbecken und zahlreiche Weihwasserbecken aus Adneter Kalk. Das Gestein wurde ebenfalls, gemeinsam mit dem Untersberger Kalk, als Bodenplatten verwendet. Auch im österreichischen Parlament halten zwei Dutzend monolithische circa acht Meter hohe Säulen aus Adneter Kalk das Dach. In der Pfarrkirche Adnet bestehen Säulen, Baluster, Boden und Altar aus Adneter Kalk.

Auch weit über die österreichischen Grenzen hinaus findet man Adneter Kalk aus dem Tennengau. Von Deutschland – mit Arbeiten wie der Grabplatte von Kaiser Ludwig IV. dem Bayern in der Frauenkirche München, die Tumben von Bischof Rudolf II. von Scherenberg und Bischof Lorenz von Bibra im Dom St. Killian in Würzburg, und das Hauptportal der Kirche St. Zeon in Bad Reichenhall – bis nach Polen, wo man unter anderem ein Hochgrab von König Kasimir Jagiello in der Wawel-Kathedrale in Krakau aus Adnet Kalk bewundern kann.

Wien Stephansdom Bodenplatten aus Untersberger und Adneter Kalk

Wien Stephansdom Bodenplatte aus Adneter Kalk im Detail

Wien Stephansdom, 14-eckiges Taufbecken (1476-1481) in der Katharinenkapelle (© Bwag/CC-BY-SA-4.0.)

Wien Stephansdom, eines von 5 Weihwasserbecken

Wien Stephansdom: Friedrichsgrab (© Bwag/CC-BY-SA-4.0.)