Mehr als bisher angenommen: 
Eine Million Tonnen Lebensmittel landen jährlich im Müll

Laut neuesten Schätzungen landen in Österreich pro Jahr rund eine Million Tonnen genießbarer Lebensmittel im Müll - das ist weit mehr als bisher angenommen. Knapp die Hälfte der Verschwendung entsteht mit 521.000 Tonnen direkt zu Hause, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich zeigt.

„Bis zu 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln und damit zwischen 250 und 800 Euro landen jährlich pro Haushalt im Müll. Dabei werden erstmals neben dem Restmüll auch Schätzungen anderer Entsorgungswege, wie Biomüll, Kompost, Kanal und Verfütterung an Tiere mit einbezogen“, so Gudrun Obersteiner vom Institut für Abfallwirtschaft an der BOKU. Noch genussfähiges Brot und Gebäck (28%) sowie Obst und Gemüse (27%) landen besonders häufig im Mist; an zweiter und dritter Stelle landen Milchprodukte und Eier (12%) und Fleisch und Fisch (11%). "Haushalte sind in Österreich ähnlich wie in Deutschland für rund 50% aller Lebensmittelabfälle verantwortlich. An der BOKU versucht man seit Jahren zu analysieren, warum Menschen Lebensmittel wegwerfen und was die größten Hinderungsgründe sind, Lebensmittel rechtzeitig zu essen oder zu verwerten."

Umfrage zeigt Ursachen der Verschwendung
Die Studie hat auch die Gründe für die enorme Verschwendung im Haushalt untersucht: Der Faktor Zeitmangel spielt dabei eine entscheidende Rolle; für 50 % der über 3.700 befragten Personen ist das der Hauptgrund für Lebensmittelverschwendung. Dahinter folgen Probleme wie der falsche Lagerplatz, fehlende Koch-Ideen und ein zu hoher Aufwand bei der Verarbeitung. BOKU-Expertin Obersteiner erläutert, dass im Rahmen von Umfragen herausgefunden wurde, dass 18% der Teilnehmer*innen angaben , regelmäßig bis zu 10% ihres Einkaufes an Lebensmitteln zu entsorgen. Bei weiteren 5% waren es sogar zwischen 20 und 30% des Einkaufes. 

Aber auch zu wenig Wissen trägt dazu bei, dass der Müllberg stetig wächst. „Dabei ließe sich die Verschwendung von Lebensmitteln relativ einfach reduzieren, wenn Politik und Handel darüber stärker informieren“, so Olivia Herzog, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich. Sie fordert, dass die Bundesregierung einen starken Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung vorlegt - mit dem Ziel, diese bis 2030 zumindest zu halbieren. „Es braucht ein ambitioniertes Vorgehen der Wirtschaft sowie die Zusammenarbeit aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette, um den achtsamen Umgang mit Lebensmitteln zu fördern. Den notwendigen Rahmen dafür muss die Politik setzen.“ 

Verschwendung belastet Klima & Umwelt
In Österreich werden etwa 20 % des persönlichen CO2-Fußabdruckes durch die Produktion und Konsum von Lebensmitteln verursacht. Rund 16 % der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen werden unnötig ausgestoßen, weil die Lebensmittel nie gegessen werden. Zusätzlich werden kostbare Ressourcen wie Wasser und Energie verbraucht und Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört. Die Reduktion der vermeidbaren Lebensmittelabfälle würde hingegen den viel zu hohen Flächenverbrauch reduzieren und neue Chancen für die Umwelt schaffen. 

Die Studie online: www.wwf.at/lebensmittelverschwendung-im-haushalt

Kontakt / Rückfragen:
DI Gudrun Obersteiner
Institut für Abfallwirtschaft 
Universität für Bodenkultur Wien
gudrun.obersteiner@boku.ac.at