29.04.2020 - Erforschung von CAR-T-Zellen im Kampf gegen Kinderkrebs
Neues Christian-Doppler-Labor unter Beteiligung der St. Anna Kinderkrebsforschung, Universität für Bodenkultur Wien und Miltenyi Biotec nimmt seine Arbeit auf.
Am 29. April eröffnet das neue Christian Doppler Labor unter der Leitung von Manfred Lehner von der St. Anna Kinderkrebsforschung in Zusammenarbeit mit Michael Traxlmayr, Leiter des externen Moduls an der Universität für Bodenkultur Wien, und dem Partnerunternehmen Miltenyi Biotec. Eine ideale Kombination für die Weiterentwicklung der Krebsimmuntherapie: Durch die enge Verbindung von immunologischer Expertise der St. Anna Kinderkrebsforschung und biochemischer Expertise der BOKU soll im neuen CD-Labor die Sicherheit und Tumorspezifität dieser Therapie weiterentwickelt werden, sodass wirksamere CAR-T-Zelltherapien in die breite klinische Anwendung gebracht und weltweit neue entscheidende Impulse für die Krebstherapie ermöglicht werden können.
Mit 20.000 Neudiagnosen und 6.000 Todesfällen europaweit pro Jahr ist Kinderkrebs nach wie vor die tödlichste Erkrankung bei Kindern ab einem Jahr. Jedes Jahr erkranken österreichweit etwa 300 Kinder und Jugendliche an Krebs. Das Ziel der St. Anna Kinderkrebsforschung ist klar: Das Potenzial moderner Forschung weiter auszuschöpfen, um eine Anpassung der Therapie an die Besonderheiten der individuellen Erkrankung vorzunehmen und damit die Heilungsquote weiter zu steigern.
Einblicke in die Forschung zu vielversprechendem Therapieansatz
Es ist bekannt, dass körpereigene Immunzellen, vor allem T-Zellen, eine starke Fähigkeit zur Abtötung von Krebszellen haben. Wiederkehrende Tumore haben aber gelernt, sich so zu präsentieren, dass unsere Immunzellen sie nicht mehr als gefährlich erkennen und abtöten können. In der CAR-T-Zelltherapie können Krebszellen für das Immunsystem wieder sichtbar gemacht werden, indem man T-Zellen aus dem Blut der Patienten isoliert und mit künstlich eingebauten Rezeptoren, sogenannten chimären Antigenrezeptoren (CARs), ausstattet. Die so veränderten Zellen werden dem Patienten dann verabreicht, wo sie sich vermehren und den Krebs bekämpfen sollen. Tatsächlich zeigen CAR-T-Zellen in der klinischen Anwendung beeindruckende Erfolge, besonders bei der Behandlung von B-Zellleukämie und B-Zelllymphomen. Deswegen zählt die CAR-T-Zelltherapie zu den vielversprechendsten neuen Therapieansätzen in der Onkologie.
Für solide Tumore gibt es allerdings trotz intensivster weltweiter Forschungen bisher keine auch nur annähernd vergleichbaren Erfolge. In soliden Tumoren wird nämlich eine wirksame Immunantwort häufig gleich über mehrere Mechanismen verhindert. Es braucht also Strategien, um die Wirksamkeit von CAR-T-Zellen in dieser für sie feindlichen Umgebung eines Tumors deutlich zu steigern. Eine solche Erhöhung der Wirksamkeit würde allerdings gleichzeitig zum verstärkten Angriff von gesunden Zellen führen, da die derzeit existierenden CAR-T-Zelltherapien nur bedingt zwischen Krebszellen und gesunden Zellen unterscheiden können.
Gezielte „Lenkwaffen“ gegen solide Tumore
„Das Forschungsziel ist es, molekulare Werkzeuge zu entwickeln, mit denen CAR-T-Zellen besser kontrolliert werden können, um sie als gezielte Lenkwaffen gegen solide Tumore einsetzen zu können“, betont Michael Traxlmayr, Biochemiker an der Universität für Bodenkultur und Leiter des externen CD-Labor-Moduls. Das erklärt die – auch internationale – Bedeutung und Tragweite der Erforschung dieses Therapieansatzes im CD-Labor an der St. Anna Kinderkrebsforschung. „Zur Veranschaulichung der Problematik mache ich gerne einen Vergleich mit einem Auto, englisch: car: Genau wie bei einem Auto brauchen wir quasi ein Gaspedal und eine Bremse, um die Aktivität der Therapie steuern zu können, da es sonst zu gefährlichen Überreaktionen kommen kann. Gleichzeitig müssen wir die Lenkbarkeit der Therapie erheblich verbessern“, erklärt Manfred Lehner, Leiter des Christian Doppler-Labors an der St. Anna Kinderkrebsforschung. Die Erarbeitung von Lösungen für genau diese Problematik steht im Zentrum des CD-Labors für CAR-T-Zellen der nächsten Generation.
Webseite des CCRI-CD-Labors: http://christian-doppler.ccri.at.ws111.hubax.at
Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft gilt international als Best-Practice-Beispiel, das von der öffentlichen Hand und beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert wird. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Das CD-Labor „CAR-T-Zellen der nächsten Generation“ wird in den kommenden sieben Forschungsjahren mit rund 3 Millionen Euro gefördert.
Kontakt:
DI Dr. Michael Traxlmayr
Institut für Biochemie, BOKU
E-Mail: michael.traxlmayr(at)boku.ac.at
Tel.: 0660/2459135