Das Türkenwirtgebäude der Universität für Bodenkultur Wien erhält den Staatspreis für Architektur & Nachhaltigkeit 2019, die höchste Auszeichnung der Republik für zukunftsfähiges Bauen.

Die Spannung war groß. Mit 50 Einreichungen aus ganz Österreich war die Konkurrenz um die begehrte Auszeichnung im Bau- und Immobiliensektor höher denn je. Umso größer war die Freude bei den BOKU-Verantwortlichen, als sie am Abend des 30. September von Bundesministerin Maria Patek den Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit in der Kategorie Neubau entgegennehmen durften. „Das Türkenwirtgebäude steht beispielgebend dafür, dass höchste Ansprüche an die Baukultur und die Anliegen des Klimaschutzes Hand in Hand gehen können. Das bestärkt uns einmal mehr, unseren mit der #mission2030 eingeschlagenen Weg in Richtung der Klima- und Energiewende weiterzugehen und die Säule des nachhaltigen Bauens zu stärken“, betonte Patek.

Bildungsbau mit Vorbildfunktion
Der Gebäudebereich ist für über ein Drittel des Energieverbrauchs in Österreich verantwortlich und daher ein wichtiger Hebel, um die Klimaschutzziele der Republik zu erreichen. „Die Auszeichnung sehen wir als große Anerkennung der BOKU als Universität des Lebens und der Nachhaltigkeit, die neben Forschung und Lehre auch im Gebäudebau eine zukunftsorientierte Vorbildfunktion erfüllt“, so BOKU-Rektor Hubert Hasenauer. 

Als Ausgangsbasis für die Nachhaltigkeitsbewertung des Staatspreises werden die strengen Anforderungen des klimaaktiv-Gebäudestandards des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus herangezogen. „Auffallend in diesem Wettbewerb ist die große Anzahl an Bildungsbauten. Das beweist, dass Ökologie kein Randthema mehr ist, sondern in der Mitte der besten, talentiertesten Architekten angekommen ist“, erläuterte Roland Gnaiger, Architekt und Professor an der Kunstuniversität Linz und Vorsitzender der sechs-köpfige Jury des Staatspreises. „Es war für uns ein großes Aha-Erlebnis, wie gut sich dieser riesige Bau in diesem hochsensiblen Villengebiet einfügt. Ich kenne viele universitäre Gebäude, aber keines von dieser Aufenthaltsqualität. Das gilt für die Innenräume ebenso wie für die hochwertig gestalteten Gärten, Gastgärten und Dachgärten. Ganz meisterhaft gelöst!“, so Gnaiger zur Juryentscheidung.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) besitzt über 2.000 Gebäude österreichweit, jährlich kommen neue dazu. „Es freut mich sehr, gemeinsam mit der BOKU Wien wieder einen echten Leuchtturm für das heimische Bildungswesen geschaffen zu haben. Das neue TÜWI ist das erste Bildungsgebäude in Österreich, das in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit nach den aktuell höchsten Zertifizierungsstandards errichtet wurde“, so der Geschäftsführer der BIG und Bauherr Hans-Peter Weiss.

Ein geschichtsträchtiger Ort in neuem Gewand
Das alte Türkenwirtgebäude war eine Institution und ein identitätsstiftender Raum für viele Studierende der BOKU. „Als wir beschlossen haben, das Gründerzeithaus aufgrund seines desolaten Zustands abzureißen, galt es, an diesem geschichtsträchtigen Ort einen Neubau zu errichten, der unsere sozialen und ökologischen Ansprüche erfüllt“, so Vizerektorin Andrea Reithmayer, die die Auszeichnung stellvertretend für alle jene an der BOKU entgegennahm, die ihre Kompetenzen in den Neubau eingebracht haben. 

Dem Architekturbüro Baumschlager Hutter gelang es, diese Haltung in Architektur zu übersetzen. Die Planer verorteten beinahe die Hälfte des rund 5.650 Quadratmeter großen Gebäudes unter der Erde, um die Speichermasse des Erdreichs zu nutzen. Der sichtbare, moderne Baukörper wurde mit Holzlamellen umhüllt. Hier finden neben dem TÜWI-Lokal samt Gastgarten und Hofladen, ein Hörsaal für 400 Studierende, Außenanlagen mit open classrooms, eine Mensa, die wertvolle Mineralien-Sammlung, Büros für die Hochschülerschaft und drei Institute Platz. Im Inneren belichtet ein Atrium die Aufenthaltsräume. Darüber schwebt ein hängender Garten. Neben der Holzfassade tragen Fassadenbegrünungen, Erdwärme, Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auf dem Flachdach zur Klimaneutralität des Gebäudes bei. 

Was man heute schon sagen kann: Die Studierenden der BOKU lieben ihr TÜWI!

Kontakt / Rückfragen: astrid.kleber@boku.ac.at