© BOKU Medienstelle/Christoph Gruber

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Unter dem Motto „Alles fließt: Zukunft Wasser“ lud die BOKU University am 21. Mai zur vierten BOKU Future Conference erstmals in ihr einzigartiges Wasserbaulabor.

Extreme Wetterereignisse, steigende Hochwasserrisiken und schmelzende Gletscher bedrohen längst nicht mehr nur Ökosysteme – sie gefährden alle Bereiche des menschlichen Lebens, von Landwirtschaft über Infrastruktur bis hin zur Energieversorgung. Gleichzeitig wird Wasser zu einem immer knapperen Gut. Welche Herausforderungen sich daraus ergeben, diskutierten namhafte Keynote-Speaker*innen gemeinsam mit Forschenden sowie Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung bei der hochkarätig besetzten Konferenz.

Forschung mit Haltung: Zwischen Vision und Verantwortung

Rektorin Eva Schulev-Steindl zeigte sich in ihrer Begrüßung erfreut über das große Interesse an der seit Wochen ausgebuchten Konferenz: „Hier können wir zeigen, woran wir forschen, wofür wir brennen und warum Wissenschaft für unsere Zukunft so essenziell ist.“ Josef Plank, Vorsitzender des Universitätsrats, betonte die Rolle der BOKU als eine der führenden Life Sciences Universitäten: „Wir sind Teil der Lösung für kommende Generationen – Machbarkeit zählt zu unseren Kernkompetenzen.“ Für Senatsvorsitzenden Roland Ludwig, selbst Biotechnologe, spielt Wasser auch als nahezu universelles Lösungsmittel für umweltfreundliche Prozesse eine zentrale Rolle. Warum der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft so wichtig ist, erklärte Timo Hilger vom ÖH BOKU-Vorsitz: „Viele Studierende fragen sich, welchen Sinn es hat, täglich in den Kursen von der Krise unseres Planeten zu hören, während politische Maßnahmen zurückgefahren werden. Das frustriert – umso wichtiger ist es, dass Universitäten klar und mutig Position beziehen.“

Zu den Ehrengästen zählte Monika Mörth, Leiterin der Sektion Wasserwirtschaft im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen, Klima- und Umweltschutz. „Der fortschreitende Klimawandel stellt unsere Wasserversorgung vor neue Herausforderungen und Rahmenbedingungen. Als Bundesministerium investieren wir gezielt in den Ausbau und die Absicherung der Trinkwasserversorgung, in das Bewahren unserer Wasserressourcen und in den Schutz vor Hochwasserereignissen. Der gemeinsame Austausch mit Forschung und Praxis ist dabei unerlässlich, um nachhaltige und zukunftssichere Lösungen zu entwickeln.“

Durch das Programm führte auch in diesem Jahr die ORF-Journalistin und Moderatorin Barbara Stöckl.

Wasser – Motor der Zivilisation und Denkstoff

 In seiner Eröffnungsrede veranschaulichte der Schriftsteller, Historiker und Journalist Philipp Blom – als gebürtiger Hamburger selbst ein „Kind des Wassers“ – die zentrale Rolle des Wassers in der Entwicklung unserer Zivilisationen. Die ältesten Hochkulturen, so Blom, seien „hydraulische Zivilisationen“ gewesen, die früh lernten, Wasser zu nutzen und zu lenken. Heute, in Zeiten der Klimakrise, treffe der Wassermangel genau jene Schwachstellen, an denen unsere Gesellschaften besonders verletzlich sind – menschliche Zukunft sei nur dort denkbar, wo es Wasser gibt. Eine bemerkenswerte Perspektive aus geisteswissenschaftlicher Sicht: Könnte Wasser nicht nur Ressource, sondern auch geistige Inspiration sein – etwas, das unser Denken in Bewegung setzt?

Wasser braucht politische Aufmerksamkeit – und Raum

In ihrer Keynote thematisierte SPIEGEL-Journalistin Susanne Götze die zunehmenden Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre in Europa. Sie kritisierte, dass sich Behörden zu langsam auf die „nassen Zeiten“ einstellen, Hochwasservorsorge politisch als unattraktiv gilt und große Versprechen der sogenannten Gummistiefelpolitik oft mehr Hilflosigkeit als Handlungsfähigkeit zeigen.

Im anschließenden Podiumsgespräch diskutierte Götze mit Bernadette Rosati (Institut für Meteorologie und Klimatologie), Stefan Strohmeier (Institut für Bodenphysik und landeskulturelle Wasserwirtschaft), Christoph Hauer (Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung) sowie Studentin Julia Luhn (Institut für Alpine Naturgefahren) über notwendige Maßnahmen für die Zukunft. Der gemeinsame Tenor: Wasser braucht Raum.

Geht uns in Österreich das Wasser aus?

In der zweiten Keynote widmete sich Hydroklimatologe Klaus Haslinger (GeoSphere Austria) der Frage, wie sich der Klimawandel konkret auf Österreich auswirkt. Die Faktenlage sei eindeutig: Die Temperaturen steigen, Hitzetage nehmen zu und die Verdunstung stelle neue Herausforderungen an die Wasserversorgung. Die Folgen: ein höheres Risiko für Trockenperioden, Dürren und sinkende Grundwasserstände.

In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschte sich Klaus Haslinger mit interdisziplinären Kolleg*innen zu diesen Herausforderungen aus: Franziska Koch (Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft), Bernhard Pucher (Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz), Birgit Vogel (Vorstandssekretärin der International Commission for the Protection of the Danube River) und Johannes Luco Kowal (PhD-Kandidat an der BOKU Doctoral School Human River Systems in the 21st Century). Das gemeinsame Fazit: Die Gesellschaft wiege sich zu sehr in Sicherheit.

Visionen für eine gerechte Wasserzukunft

Lösungen und Zukunftsvisionen standen im Zentrum der Keynote von Tina Marie Monelyon, Geschäftsführerin von Viva con Agua Österreich. Die Organisation setzt sich dafür ein, allen Menschen weltweit den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene zu ermöglichen. „Jeder Tropfen zählt – und gemeinsam können wir Verantwortung übernehmen, damit Wasser auch künftig für alle verfügbar bleibt“, so Monelyon.

Die Impulse aus ihrem Vortrag wurden in der anschließenden Diskussionsrunde vertieft – mit Edith Klauser (BOKU-Universitätsrätin und Leiterin des Nationalparks Donau-Auen), Bano Mehdi-Schulz (Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft), Florian Borgwardt (Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement) und Melissa Hiltl (PhD-Kandidatin an der BOKU Doctoral School Human River Systems in the 21st Century). Der gemeinsame Tenor: Es gehe um unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse – und darum, Wege zu finden, ihnen gerecht zu werden.

Impulse, die Zuversicht schaffen

„Die heute gehörten Beiträge haben eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig die Herausforderungen sind – aber auch, wie viele mutmachende Ideen und Initiativen es gibt. Genau dafür steht die BOKU Future Conference: aktuelle Forschung verständlich machen, drängende Themen sichtbar machen und den Dialog mit der Gesellschaft fördern“, resümierte Rektorin Eva Schulev-Steindl zum Abschluss.

Wasserbaulabor mit Weltformat

Nicht weniger beeindruckend war der Austragungsort der BOKU Future Conference: das BOKU Wasserbaulabor. Zwischen den Vorträgen führte Laborleiter Helmut Habersack die Besucher*innen durch die visionäre Forschungsanlage. „Mit einem Durchfluss von 10.000 Litern pro Sekunde – ganz ohne Pumpen – besitzt das Wasserbaulabor ein weltweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal. Es ermöglicht Modellversuche bis zum Maßstab 1:1 und liefert wertvolle Erkenntnisse zur Nutzung und zum Schutz unserer Flüsse“, so der Hydrologe.

Fotos: © BOKU Medienstelle/Christoph Gruber
https://bokubox.boku.ac.at/#f9bd63eab89fbcc134060742250c3933

Die BOKU Future Conference kann ab sofort nachgesehen werden:
https://boku.ac.at/oeffentlichkeitsarbeit/boku-future-conference

Einen ausführlichen Rückblick auf die BOKU Future Conference 2025 „Alles fließt: Zukunft Wasser“ können Sie ab Mitte Juni im BOKU-Magazin nachlesen.