Wie sehr haben menschliche Ausbeutungs- und Kolonisierungsprozesse die Alpenregion geprägt? Dieser Frage gehen Forschende der BOKU University und der Politecnico di Milano ebenso wie Designer*innen von Openfabric in ihrem neuen Projekt „Instabilites. The shifting Alpine landscape“ nach. Auf welche Antworten sie dabei stoßen, kann man sich bei der diesjährigen Biennale in Venedig ansehen. 

Die Alpen ziehen sich als die größte Gebirgskette des Kontinents durch zahlreiche Länder Europas. Oft gelten sie fälschlicherweise als statische, unveränderbare Landschaften, die von dem Treiben der Menschen kaum etwas mitbekommen. 

Dabei wird jedoch ausgeklammert, wie sehr Ausbeutungs- und Kolonisierungsprozesse die Alpen formen und prägen. Darunter fallen beispielsweise Skitourismus, die Gewinnung wertvoller Mineralien, die Erzeugung von Wasserkraft oder die zunehmende Verstädterung von Tälern. 

Alpen neu kartiert: Mit Thick Mapping zur kritischen Sicht

Das Projekt „Instabilites. The shifting Alpine landscape“ von Emilie Stecher, Jennifer Fauster und Cecilia Furlan vom Institut für Landschaftsarchitektur der BOKU sowie den Kolleg*innen  der Politecnico di Milano und Openfabric macht das deutlich. Ab Samstag, 10. Mai, stellen sie es bei der diesjährigen Biennale in Venedig zur Schau. 

Das Team bedient sich kritischer Kartografie und „Thick Mapping“ - einer Herangehensweise, bei der ein Gebiet auf einer Karte nicht nur anhand geographischer und physikalischer Daten beschrieben wird. Stattdessen werden auch soziologische und wirtschaftliche Veränderungen anhand von Schnitten, visuellen Erkundungen und experimentellen neuen Topografien dargestellt. 

Alpen zwischen Nutzung und Erhitzung

Im Fokus stehen das Phänomen der Extraktion und ihre Beziehungen zu Höhenlagen, Temperatur- sowie Lebensraumveränderungen in den Alpen. „Durch das Angebot eines alternativen visuellen und konzeptionellen Rahmens soll es zu neuen Überlegungen und Forschungen über die sich entwickelnde Dynamik der alpinen Landschaft anregen“, erklären die Forscherinnen. 

Ebenso wichtig ist es, die komplexe Rolle der Natur bei der Gestaltung des sich entwickelnden ökologischen Gefüges mitzudenken. „Heute beschleunigen die steigenden Temperaturen die Verschiebung empfindlicher Lebensräume nach oben, verändern Wasserkreisläufe, Vegetation und urbane Muster“, betont die Projektleiterin Emilie Stecher. „Diese Arbeit hebt mittels der Rekonstruktion des Palimpsets des Abbaus hervor, wie sich sozio-ökonomische Prozesse gegenseitig hervorbringen.“

Wissenschaftliche Kontakte

Emilie Stecher, MSc. 
Institut für Landschaftsarchitektur
BOKU University
Email: emilie.stecher@boku.ac.at

Cecilia Furlan, Ph.D. 
Institute for Landscape Architecture
BOKU University
Email: cecilia.furlan@boku.ac.at