Die Treibhausgaswirkung von Methan ist zwar wesentlich stärker als jene von Kohlendioxid, vergleichsweise aber kurzlebig. (c) pixabay

Durch den Ausstoß stark klimaschädlicher Treibhausgase wie Methan, gilt die Tierhaltung – insbesondere jene von Rindern – innerhalb der Landwirtschaft als hauptsächlicher Verursacher des Klimawandels. Eine aktuelle Studie der BOKU zeigt, dass die Klimawirkung des kurzlebigen Treibhausgases Methan in Österreich geringer ist als üblicherweise angenommen – pro Kilogramm Rindfleisch liegt dadurch die Klimawirkung beispielsweise um etwa 40 Prozent niedriger.

Die unmittelbare Treibhausgaswirkung von Methan ist wesentlich stärker als jene von Kohlendioxid und beeinflusst das Klima dadurch massiv. Gleichzeitig ist Methan vergleichsweise kurzlebig. „Wenn dessen Emissionen zurückgehen, sind kurzfristig sehr positive Effekte und damit ein geringerer Anstieg der Temperaturen zu erwarten. Das konnten wir mit der neuen Metrik „GWP*“ (GWP-Stern), die auch im neuen IPCC-Assessment-Report von 2021 prominent genannt wird, nun erstmals für die österreichische Tierhaltung zeigen“, erklärt Stefan Hörtenhuber vom Institut für Nutztierwissenschaften der BOKU Wien.

Bislang wurde in den Berechnungen nicht berücksichtigt, wenn Treibhausgasemissionen je Produkteinheit kontinuierlich zurückgehen, weil die Produktion effizienter wird und welchen Einfluss das auf den klimawandelbedingten Temperaturanstieg hat. „In Österreich sind beispielsweise die Milchkuhbestände seit 1990 um über 40 Prozent gesunken, obwohl heute mehr Milch produziert wird als damals“, so Hörtenhuber. Die Produktion von einem Liter Milch erzeugt somit heute weniger Methan als 1990, weil insgesamt weniger Milchkühe in Österreich leben, die Methan produzieren.

Bisher wurde das Treibhausgaspotential meist mit dem sogenannten GWP-100-Wert analysiert. Dabei wird für einen Zeitraum von 100 Jahren berechnet, welchen Klimaeffekt zusätzliche Emissionen von Methan, Lachgas oder Kohlendioxid haben. Methan wird dabei im Vergleich zu Kohlendioxid nicht fair bewertet. Der Grund: Die Klimawirkung des kurzlebigen Methans kommt in einem Jahrhundert voll zum Tragen, der Effekt von Kohlendioxid aber, wovon ein Teil tausende Jahre in der Atmosphäre verbleibt, kann so nicht vollständig abgebildet werden. Bei der Metrik GWP* ist diese Kurzlebigkeit von Methan besser berücksichtigt. „Der kurzfristige Klimawandeleffekt ansteigender Methanemissionen wird mit dem GWP-100 deutlich unterschätzt und bei sinkenden Emissionen wird der Effekt überschätzt“, betont Hörtenhuber.

Milchproduktion nur halb so klimaschädlich

Die Anwendung der GWP*-Metrik erlaubt eine dynamische Perspektive, die sowohl Emissionen als auch den Abbau vom kurzlebigen Methan miteinbezieht. Die hinsichtlich Tierzahlen und Emissionen seit 2005 relativ stabile österreichische Tierhaltung schneidet also bei einer Anwendung der GWP*-Metrik deutlich besser ab als mit den herkömmlichen GWP-100-Werten. Die Studie zeigt so einen geringeren Klimaeffekt der aktuellen österreichischen Viehwirtschaft als bisher angenommen: Bei der Milchproduktion sinkt er je Kilogramm Produkt um fast 50%, bei Rindfleisch um 40% und bei Schweinefleisch um 5%.

„Die Anwendung des GWP*-Konzepts macht deutlich, dass jede Umrechnung von Treibhausgasen – wie von Methan in Kohlendioxidäquivalente – eigentlich nur eine Näherung an die eigentliche Klimawirkung darstellt“, so Hörtenhuber. Zudem müsse man beachten, dass die Konzentration von Methan in der Atmosphäre weltweit nach wie vor ansteige – durch die Förderung von Erdöl, Erdgas und Kohle, aber auch durch die Nutztierhaltung. Außerdem sei die Klimawirkung tierischer Lebensmittel trotz allem höher als jene pflanzlicher Lebensmittel, „wobei die Wertigkeit tierischer Lebensmittel – zum Beispiel hinsichtlich dem Gehalt von Eiweiß, Eisen, Zink, Folsäure oder Vitamin A oder B12 – wiederum höher ist“, ergänzt der Forscher. Weitere Nachhaltigkeitsaspekte wie Biodiversität und Tierwohl müssen zusätzlich zur Klimawirkung berücksichtigt werden. „Aus diesen Gründen, aber auch weil die Reduktion von Methan das Potential hat kurzfristig mehr Raum zur Dekarbonisierung in unserer gesamten Wirtschaft zu schaffen, ist es von großer Bedeutung, dass wir weiterhin darauf achten unsere Methanemissionen zu senken“, betont Hörtenhuber.

Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Animal erschienen:
https://doi.org/10.1016/j.animal.2022.100638

Mehr Informationen zu diesem Thema hören Sie im Podcast „Land schafft Leben“ mit dem BOKU-Wissenschaftler Werner Zollitsch: https://youtu.be/C99B3boEm_8

Kontakt:
DI Dr. Stefan Hörtenhuber,
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Nutztierwissenschaften
E-Mail: stefan.hoertenhuber(at)boku.ac.at
Tel.: +43 1 47654 93229