03.10.2024 - 30 Jahre IFA Tulln: Ein Jubiläum der Spitzenforschung
Das Interuniversitäre Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie (IFA) Tulln blickt auf drei Jahrzehnte weltweit anerkannter Spitzenforschung und Lehre zurück. Diese zukunftsweisende Kooperation zwischen der BOKU, der Vetmeduni und der TU Wien geht jetzt in die nächste Runde.
Am 2. Oktober war es soweit: Mit prominenten Gästen, einem hochkarätigen Rahmenprogramm, feierlichen Ehrungen und der Unterzeichnung eines neuen Kooperationsvertrags feierte das IFA-Tulln sein Jubiläum. Das Institut wurde 1994 vom Land Niederösterreich und der Stadt Tulln gegründet und gilt seitdem als Vorzeigemodell für die erfolgreiche Zusammenarbeit der BOKU, der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Technischen Universität Wien. Über die Jahre hat sich das IFA zu einem führenden Zentrum für Forschung in zahlreichen Bereichen entwickelt. Das breit gefächerte Spektrum umfasst Themen wie Lebensmittelsicherheit, Enzymtechnologie, Umweltmikrobiologie, Biogasproduktion und Tierernährung.
Ideale Rahmenbedingungen für interdisziplinäre Forschung
Ziel der Kooperation war es, ein Zentrum für interdisziplinäre Forschung im Bereich der Agrarbiotechnologie zu etablieren. Die räumlichen Ressourcen bieten ausreichend Platz für kreative Projekte und interdisziplinäre Forschungsarbeiten. Letztendlich schätzen die Wissenschaftler, die am IFA tätig sind, auch die ruhige Lage außerhalb Wiens und die modern ausgestatteten Einrichtungen.
„Das IFA-Tulln übernimmt eine wichtige Brückenfunktion zwischen den drei Universitäten und stärkt zugleich ihre Sichtbarkeit in Niederösterreich. Dadurch entstehen zahlreiche Kooperationen mit der Wirtschaft und anderen innovativen Forschungsbereichen“, freute sich BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl.
„Vor 30 Jahren startete das IFA Tulln mit der Vision, dass hier eine internationalen Drehschreibe der Forschung im Bereich der Biotechnologie entstehen soll. Diese Vision ist heute Realität. Und hier am IFA Tulln wird weiter an der Zukunft geforscht. Die Forscherinnen und Forscher leisten mit ihren Innovationen einen Beitrag für ein besseres Leben unserer Landsleute. Vielen Dank!“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, der für die Wissenschaft in Niederösterreich zuständig ist: „Die Eröffnung des IFA Tulln im Jahr 1994 war ein Meilenstein Niederösterreichs auf dem Weg zu einem eigenständigen Wissenschaftsprofil. Heute ist Niederösterreich ein Wissenschaftsland und das IFA ein weltweit sichtbarer Leuchtturm für biobasierte Technologien. Mit Forschungsprojekten auf der Höhe der Zeit, am Puls der Zukunft und vor allem mit hoher gesellschaftlicher Relevanz.“
Der Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk: „Das IFA Tulln machte Tulln vor 30 Jahren zur Universitätsstadt und bildete die Keimzelle des heutigen Campus Tulln Technopol. Die international anerkannte Spitzenforschung des IFA hat Tulln weit über die Landesgrenzen hinaus als einen Leuchtturm für innovative Forschung und Entwicklung im Bereich der Agrarbiotechnologie bekannt gemacht – dazu möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Vertreterinnen und Vertretern der drei Universitäten herzlich gratulieren und ihnen danken. Wir sind stolz darauf, eine solch herausragendes Einrichtung in unserer Stadt zu haben.“
Große Erfolge von Lebensmittelsicherheit bis Bioenergie
Im Jahr 2004 wurde das IFA als eigenständiges Department in die BOKU integriert. Dieser Schritt basierte auf einem speziellen interuniversitären Vertrag zwischen der BOKU, der Vetmeduni und der TU Wien, der im Universitätsgesetz verankert ist und das IFA als einen Ort der interuniversitären Kooperation zwischen den drei Universitäten festlegt.
Aktuell arbeitet das IFA an mehr als 10 großen EU-Projekten sowie zahlreichen nationalen Forschungsinitiativen. Zusätzlich ist das Institut in fünf COMET-Zentren vertreten und generiert jährlich Drittmittel in Höhe von rund 10 Millionen Euro. Mit über 100 wissenschaftlichen Publikationen pro Jahr – häufig in Kooperation mit internationalen Partnern aus mehr als 80 Ländern – hat sich das IFA als weltweit sichtbares Aushängeschild im Bereich der Agrarbiotechnologie etabliert.
„Ein herausragendes Projekt der letzten Jahre ist das Biorecycling“, betonte Departmentleiter Georg Gübitz von der BOKU. „Hier nutzen wir biotechnologische Verfahren, um beispielsweise Nebenströme aus der Landwirtschaft und Kunststoffverpackungen wieder in den Kreislauf zu integrieren. Aktuell laufen in diesem Bereich acht europäische Projekte.“ Gübitz hob zudem die Arbeit des Instituts für Umweltbiotechnologie unter der Leitung von Werner Fuchs hervor, das für seine innovativen Ansätze zur Erzeugung und Speicherung von Bioenergie bekannt ist. 2023 wurde dort die neue Arbeitsgruppe Biokunststofftechnologie unter der Leitung von Andreas Mautner gegründet. „Diese Gruppe ist aus dem Institut für Naturstofftechnik hervorgegangen und entwickelt neue Werkstoffe sowie Technologien, die auf natürlichen Rohstoffen, Rest- und Recyclingmaterialien basieren“, so Gübitz.
Besonders bemerkenswert ist die weltweit führende Forschung des Instituts für Bioanalytik und Agro-Metabolomics unter der Leitung von Rudolf Krska zur Bestimmung von Mykotoxinen. „Seit über 30 Jahren wird das Thema Mykotoxine aus verschiedenen Blickwinkeln erforscht“, so Gübitz. Dieses wertvolle Know-how unterstützt unter anderem die Arbeit von Hermann Bürstmayr am Institut für Pflanzenzüchtung, wo Getreidesorten entwickelt werden, die resistent gegen Schimmelpilze sind.
Das von Martin Gierus geleitete Institut für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie betrachtet die gesamte Verwertungskette tierischer Produkte, während sich die Vetmeduni-Gruppe von Urban Besenfelder mit Fragen der molekularen Reproduktion beschäftigt. Die IFA Forschungsgruppe „Molekulare Diagnostik“ der TU Wien ist im Bereich Wasseranalytik tätig.
„Das IFA hat über viele Jahre die Basis für eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Universitäten geschaffen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Gründung des gemeinsamen COMET-Kompetenzzentrums ,Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety & Innovation – FFoQS‘ in Tulln im Jahr 2017. Unter der Leitung von Vetmeduni, BOKU und der FH Wels, sowie künftig auch der TU Wien, forschen und entwickeln mehr als 30 Industriepartner gemeinsam an Lösungen für zukunftsfähige Ernährung. FFoQSI wird von den österreichischen Bundesministerien BMK, BMDW sowie den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien unterstützt und erhält für die dritte Förderperiode von 2025 bis 2028 ein Antragsvolumen von 19,4 Millionen Euro“, freute sich Otto Doblhoff-Dier, Vizerektor Vetmeduni Wien & IFA-Beiratsvorsitzender.
„Die TU Wien war bei Gründung des IFA Tulln federführend an der Etablierung des damaligen Analytikzentrums beteiligt. In den letzten 15 Jahren hat sich dieses Engagement mit der Entwicklung des Arbeitsbereichs Molekulare Diagnostik wieder verstärkt. Die methodische und technologische Expertise der TU Wien im Bereich der DNA und RNA basierenden Nachweisverfahren kommt dabei in den Bereichen Lebens- und Futtermittelsicherheit aber auch vor allem in der Beurteilung der Wasserqualität zum Tragen. Seitens der TU Wien freuen wir uns auf die weitere enge Zusammenarbeit mit den beiden Partnerunis unter der Marke ,IFA Tulln‘, so Peter Ertl, Vizerektor der TU Wien.
Für die kommenden 30 Jahre streben die drei Kooperationspartner an, mit ihrer zukunftsweisenden Forschung einen bedeutenden Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels beizutragen.