Österreichisch geführte Forschung mit BOKU-Beteiligung erstellt Leitlinien zur Rolle seneszenter Zellen im Alterungsprozess.

Ein internationales Konsensuspapier unter der Führung österreichischer Wissenschaftler*innen mit BOKU-Beteiligung beleuchtet die Rolle seneszenter Zellen im Alterungsprozess. Diese Zellen, die durch zellulären Stress entstehen und chronische Entzündungen fördern können, stehen im Fokus neuer therapeutischer Ansätze zur Bekämpfung altersbedingter Krankheiten. Ziel ist es, durch ein besseres Verständnis der Seneszenz gezielt eingreifen zu können, um Gewebeschäden zu reduzieren und die Regeneration zu fördern.

Das Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Labor direkt in die Praxis zu bringen. In Kooperation mit der Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe für Alterung und Wundheilung sowie der International Cell Senescence Association (ICSA) hat Johannes Grillari (Institut für Molekulare Biotechnologie an der BOKU und Direktor des LBI für Traumatologie) führende Expert*innen der zellulären Seneszenzforschung in vivo eingeladen. Unter den Teilnehmenden befanden sich renommierte österreichische Wissenschaftler*innen von der Medizinischen Universität Wien, der Universität Innsbruck und der BOKU Wien sowie Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie – internationale Größen aus Europa, Amerika und Asien.

Vor wenigen Jahren wurde entdeckt, dass das Eliminieren seneszenter Zellen durch sogenannte Senolytika altersbedingte Erkrankungen verzögern oder sogar rückgängig machen kann. Dies führt zu einer Verlängerung der Gesundheitsspanne, also zu mehr gesunden Lebensjahren“, erklärt Grillari. „Allerdings ist der Nachweis von Seneszenz in präklinischen In-vivo-Modellen bislang eine Herausforderung gewesen. Um diesem Problem zu begegnen, haben wir einen internationalen Konsens erarbeitet, wie solche Zellen nachgewiesen werden können. Das ist ein entscheidender Schritt in Richtung klinischer Entwicklung, der unsere wissenschaftliche Gemeinschaft voranbringt. Zudem ist dieser Fortschritt auch von großer Bedeutung für unser BOKU-Spin-off Rockfish Bio, das von uns entwickelte Senolytika zu den Patienten bringen will.“

Das Ergebnis dieser internationalen Zusammenarbeit sind die MICSE-Leitlinien (Minimal Information on Cellular Senescence Experimentation in vivo), die aktuell in der renommierten Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht wurden. Diese Leitlinien bieten ein einheitliches Set von Markern und Techniken für die Untersuchung seneszenter Zellen in ihrer natürlichen Umgebung im Gewebe.

Durch diese Zusammenarbeit und die Einigung auf einen universellen Rahmen stellen die Forscher*innen sicher, dass sie eine gemeinsame „Sprache" sprechen, um eine der drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft anzugehen: die Überalterung der Bevölkerung und die damit verbundene hohe sozioökonomische Belastung. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, die die Gesundheitsspanne des Einzelnen verlängern und mehr Leben in unsere Jahre bringen.

 

Kontakt

Assoc. Prof. Dr. Johannes Grillari
Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie, das Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA
Institut für molekulare Biotechnologie, BOKU Wien
johannes.grillari(at)lbg.ac.at

Mikolaj Ogrodnik, PhD
Ludwig-Boltzmann Forschungsgruppe: Seneszenz und Wundheilung
Donaueschingenstraße 13, 1200 Wien
mikolaj.ogrodnik(at)lbg.ac.at

Marco Demaria, PhD
European Research Institute for the Biology of Ageing, Groningen, The Netherlands
m.demaria(at)umcg.nl

Ein großer Erfolg einer langjährigen Forschungsarbeit an der BOKU, der MUW und dem LBI für Traumatologie, in die Richtung klinischer Entwicklung von Senolytika, der uns dem Ziel, Senolytika gegen eine Vielzahl von alters-assoziierten Erkrankungen zu entwickeln, näherbringt. Im Bild: die Co-Autor*innen der Leitlinie. © LBI