16.10.2024 - Neue Wege zur Erreichung der SDGs: Drei Schwerpunkte für Wissenschaft und Politik
Beim UN-Zukunftsgipfel 2024 wurden ehrgeizige Maßnahmen zur Erreichung der SDGs beschlossen. Forscher*innen, darunter die BOKU University, schlagen in der aktuellen Ausgabe von Nature Communications drei zentrale Ansätze vor, um Synergien zu nutzen und Zielkonflikte zu lösen.
Beim UN-Zukunftsgipfel am 22. und 23. September 2024 in New York einigten sich die Staats- und Regierungschefs darauf, mutige, ehrgeizige, beschleunigte sowie gerechte und transformative Maßnahmen zu ergreifen, um die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen. Eine internationale Expert*innengruppe, darunter Wissenschafter*innen der BOKU University, schlägt jetzt in Nature Communications drei zentrale Ansätze an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik vor, um diese Ziele wirksam umzusetzen.
Der Artikel basiert auf einem Workshop an der Rudolf-Agricola-Schule für nachhaltige Entwicklung der Universität Groningen in den Niederlanden, an dem Wissenschaftler*innen und politische Entscheidungsträger*innen aus verschiedenen Ländern teilnahmen. Nathalie Spittler vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der BOKU betont: „Um die SDGs zu erreichen, müssen wir sie im Kontext und damit auch ihre Überschneidungen betrachten. Diese können sowohl zu Zielkonflikten – wie z. B. das Gleichgewicht zwischen Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch – führen, als auch, was noch wichtiger ist, Synergien - wie nachhaltige Landbewirtschaftung und Gesundheit – schaffen. Daher benötigen wir Ansätze, die es uns ermöglichen, integrierte Strategien zu entwickeln, um die Erreichung der SDGs zu beschleunigen.“
Systemische Schwerpunkte für eine integrierte Umsetzung der SDGs
„Um siloartige Ansätze zu überwinden, haben wir drei Schwerpunkte an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik identifiziert, die die Umsetzung der integrierten und untrennbaren Natur der SDGs unterstützen“, erklärt Prajal Pradhan, Assistenzprofessor an der Universität Groningen und Hauptautor der Studie:
• Kohärente Strategien entwickeln
Um die Wechselwirkungen zwischen den SDGs zu verstehen und Synergien zu nutzen, sind handlungsfähige, systemische Strategien erforderlich, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele in Einklang bringen. Dies hilft, Zielkonflikte zu minimieren und Fortschritte in mehreren Bereichen gleichzeitig zu fördern.
• Integrierte wissenschaftliche Modelle einsetzen
Modelle zur Szenarienanalyse bieten Entscheidungsträgern wichtige Einblicke in die langfristigen Auswirkungen von Maßnahmen. Diese Modelle müssen auch weiterentwickelt werden, insbesondere hinsichtlich sozialer und ökologischer Aspekte, um zukunftsorientierte SDG-Strategien zu gestalten.
• Praktische Tools für Entscheidungsträger
Tools sollen wissenschaftliche Erkenntnisse in praktikable Lösungen für politische Entscheidungsträger übersetzen und die integrierte Entscheidungsfindung fördern. Eine Zusammenarbeit mit Interessengruppen ist notwendig, um effektive Instrumente zur Überwachung und Optimierung des SDG-Fortschritts zu entwickeln.
Nathalie Spittler, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Mathias Kirchner die Foresight-Gruppe an der BOKU leitet, brachte in diesen Prozess vor allem ihre Expertise in systemischer und integrierter Modellierung ein. „Bei der systemdynamischen Modellierung geht es darum, das System als mehr als die Summe seiner Einzelteile zu verstehen“, erklärt Spittler. Diese Modellierung eignet sich besonders gut für die mittel- bis langfristige Szenarienentwicklung, wobei Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Elementen und Verzögerungseffekte, wie etwa durch Pfadabhängigkeiten, eine entscheidende Rolle spielen.
Der Artikel hebt die Bedeutung von Zusammenarbeit und Inklusion hervor. Für die erfolgreiche Umsetzung der SDGs ist der Beitrag verschiedener Interessengruppen, einschließlich Wissenschafter*innen, politischer Entscheidungsträger*innen und lokaler Gemeinschaften, unerlässlich. Die Expert*innen plädieren für partizipative Entscheidungsprozesse, die unterschiedliche Perspektiven einbeziehen, um nachhaltigere und effektivere Ergebnisse zu erzielen.
Artikel im Nature Communications: Three foci at the science-policy interface for systemic Sustainable Development Goal acceleration | Nature Communications
Wissenschaftlicher Kontakt
Nathalie Spittler, Ph.D.
BOKU University
Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit
Email: nathalie.spittler(at)boku.ac.at
Telefon: +43 1 47654 99119