29.03.2024 - Start für das DanubeSediment_Q2-Projekt an der BOKU: Neue Dimensionen in der nachhaltigen Sedimentbewirtschaftung im Donaueinzugsgebiet
Innovatives Projekt schließt Wissenslücken durch eine erstmalige, gemeinsame Betrachtung von quantitativen und qualitativen Sedimentaspekten und soll Eingang in den River Basin Management Plan der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau finden.
Das DanubeSediment_Q2-Projekt, das sich der nachhaltigen, integrierten transnationalen Bewirtschaftung von Sedimentmengen und -qualitäten im Donaueinzugsgebiet widmet, hat sein Kick-off-Event im BOKU-Wasserbaulabor am 25. und 26. März 2024 abgehalten. Mit der Teilnahme von etwa 65 Partnern, assoziierten strategischen Partnern und Stakeholdern aus verschiedenen Bereichen, darunter Forschung, Wasserkraft, Schifffahrt, Ökologie, Politik, NGOs und Wasserverwaltung, markierte das Event einen wichtigen Meilenstein für das Projekt.
Helmut Habersack, Leiter des Projekts und Vorstand des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der BOKU, betont die Bedeutung dieses Vorhabens: "Die Donau stellt ein komplexes System dar, dessen Sedimenthaushalt erheblich verändert wird. DanubeSediment_Q2 hat das Ziel, den ersten Sedimentmanagementplan für das Donaueinzugsgebiet zu entwickeln und Maßnahmen zur Verbesserung der Sedimentdurchgängigkeit und zur Verhinderung von Sohleintiefung vorzuschlagen."
Das vorrangige Ziel des Projekts besteht darin, einen integrierten Sediment Management Plan für das Donaueinzugsgebiet zu entwickeln, der Eingang in den nächsten Danube River Basin Management Plan und den Flood Risk Management Plan der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (ICPDR) finden soll. Dieser Plan konzentriert sich darauf, praktische Lösungen bereitzustellen, darunter empfohlene Maßnahmen zur Verbesserung der Sedimentsituation entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse. Dabei werden die Bedürfnisse und Erfahrungen der Stakeholder von Anfang an stark in die Diskussion einbezogen und fließen direkt in das Projekt ein. „Zur Entwicklung dieser Maßnahmen werden Naturmessungen vorgenommen, Computermodelle an Fallbeispielen entwickelt und auf physikalischen Modellversuchen im Wasserbaulabor aufgebaut“, so Habersack. Weiters werden neue Methoden zur Bewertung der Hydromorphologie und zur Risikoabschätzung von Auswirkungen eines gestörten Sedimenthaushalts erarbeitet.
Während des Kick-off-Events unterstrichen Stakeholder und strategische Partner die Wichtigkeit des Projekts für ihre jeweiligen Tätigkeitsbereiche. Samo Grošelj von der Internationalen Save-Flussgebietskommission unterstrich die Bedeutung der Ergebnisse für ihre Arbeit im Bereich des Sedimentmanagements. Die Vertragsparteien des Rahmenabkommens über das Save-Einzugsgebiet (Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien und Slowenien) haben das Protokoll zum Sedimentmanagement ratifiziert und sich verpflichtet, einen Sedimentmanagementplan zu erstellen. Das Save-Einzugsgebiet, das ein Teil des Donaueinzugsgebiets ist, ist Schauplatz zahlreicher Aktivitäten im Bereich des Sedimentmanagements.
Roland Schmalfuß vom Verbund erklärte: „Als führender Betreiber von Wasserkraftanlagen sind wir uns der signifikanten Auswirkungen auf den Sedimenttransport bewusst. Wir verfügen bereits über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit dem Sedimentmanagement. Wir sind stark an einem Wissensaustausch interessiert und hoffen, von einem managementübergreifenden Plan für das Einzugsgebiet zu profitieren.“
Birgit Vogel vom ICPDR ging in ihrer Keynote auf die Historie des Sedimentmanagements ein und unterstrich die wachsende Bedeutung dieses Themas in den letzten Jahren. Sie hob hervor, dass das ICPDR das Gleichgewicht des Sediments als eine ernste Angelegenheit betrachtet und dies als wichtiges Bewirtschaftungsthema aufgenommen hat. Ihr Ziel ist es, sowohl die Quantität als auch die Qualität des Sediments zu verbessern, die Kontinuität des Sediments wiederherzustellen, das Hochwasserrisiko zu minimieren und das Risiko von Dürren zu verringern.
Ein gestörter Sedimenthaushalt birgt zahlreiche, oft äußerst kostspielige Probleme. Auf der Ebene der Sedimentquantität stellt sich die Frage, ob zu viel oder zu wenig Sediment vorhanden ist. „Wenn sich beispielsweise zu viel Sediment in Stauräumen ablagert, können Hochwasserprobleme entstehen, die aufwändige Baggerarbeiten erfordern und mit erheblichen Kosten verbunden sind“, erklärt Fließgewässerforscher Helmut Habersack. Die Schifffahrt ist ebenfalls stark vom Sedimenttransport betroffen. Sedimentablagerungen in der Schifffahrtsrinne verringern die Wassertiefe und erschweren die Navigation. Dort, wo zu wenig Sediment vorhanden ist, können freie Fließstrecken anfällig für Sohlerosionen werden. Im Falle von Hochwasserereignissen können Sedimentablagerungen die Schäden an Objekten verstärken oder sogar die Nutzungsmöglichkeiten beeinträchtigen. Flussbettverbreiterungen infolge von Erosionen können während Extremhochwässern Gebäude zerstören und die Sicherheit der betroffenen Personen gefährden. Eine Flussbetterosion kann zudem den Grundwasserspiegel senken. Doch auch für die Ökologie spielt Sediment eine entscheidende Rolle. Kiesablagerungen bieten beispielsweise Laichplätze für Fische. Zudem kann Sediment Schadstoffe binden, weshalb die Qualität des Sediments von großer Bedeutung ist.
Fördergeber des DanubeSediment_Q2-Projekts ist die Interreg Danube Region - Co-funded by the European Union.
Kontakt
Univ. Prof. DI Dr. Dr.h.c. Helmut Habersack
BOKU University
Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung
Email: helmut.habersack(at)boku.ac.at
Telefon: +43 1 47654 81911