15.10.2024 - Neuer Professor für Bergwaldökologie an der BOKU: Georg Gratzer
Gratzer erforscht weltweit die Dynamik von Bergwäldern und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, insbesondere in den Bergregionen des Himalaya und Ostafrikas. Seine Antrittsvorlesung fand am 16. Oktober 2024 um 17 Uhr an der BOKU und im Livestream statt.
Rektorin Eva Schulev-Steindl freut sich, namens der BOKU University, Univ.Prof. DI Dr. Georg Gratzer als neuen Professor für Waldökologie zu begrüßen. Sein Forschungsinteresse gilt der Dynamik von Bergwäldern und insbesondere der Verjüngungsökologie von Bäumen in diesen Ökosystemen. Im aktuellen FORSEE-Projekt untersuchen er und sein Team, wie sich die Samenproduktion von Waldbäumen im Laufe der Zeit verändert und welche Faktoren diese Veränderungen antreiben. „Unsere Langzeitdaten zeigen, dass die Qualität des Saatguts seit einigen Jahren abnimmt und die Keimfähigkeit sinkt“, so der Waldökologe. Ein wesentlicher Grund dafür sind die veränderten Wetterbedingungen und die steigenden Temperaturen, die die natürlichen Zyklen beeinflussen. „Die Häufigkeit und Intensität von Katastrophen, wie etwa Stürme oder Borkenkäferbefall, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Zudem führt die Fragmentierung der Waldbestände zu einer geringeren Bestäubungsrate,“ erklärt Gratzer. Gleichzeitig sollen die Wälder auf europäischer Ebene restauriert werden, was den Bedarf an qualitativ hochwertigem Saatgut noch weiter erhöht. Das Ziel der Wissenschafter*innen ist es daher, Modelle zu entwickeln, mit denen vorhergesagt werden kann, wie viel Saatgut in einem Jahr zu erwarten ist. So kann die Saatgutlogistik besser angepasst werden.
Nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung in Bergregionen
Im Zuge seiner Forschung reist Gratzer häufig in den Osthimalaya und nach Ostafrika, wo er gemeinsam mit Landnutzer*innen untersucht, wie durch nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen in Bergregionen die Lebensumstände der Bergbevölkerung verbessert werden kann. Waldressourcen sind in diesen Regionen für das Einkommen der Menschen von großer Bedeutung. Gratzer ist es daher ein besonderes Anliegen, in seine Projekten auch auf Armutsbekämpfung zu achten: „Wir konzentrieren uns darauf, die Lebensumstände der Menschen in diesen Gegenden zu verbessern, denn nur so kann ein Ökosystem nachhaltig geschützt werden“, betont Gratzer. Dieses Anliegen unterstützt er auch durch universitäre Bildung: Seit 2009 leitet er den Masterstudiengang Mountain Forestry, der Masterstudierende aus der ganzen Welt zusammenbringt – insbesondere aus den Bergregionen des Himalaya, Afrikas und der europäischen Alpen.
Engagement für die SDGs und wissenschaftlicher Werdegang im Dienste der Waldökologie
Seit der Verabschiedung der Agenda 2030 erforscht Georg Gratzer das Potenzial der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zur Bewältigung globaler Herausforderungen und die Rolle der Universitäten bei der Erreichung dieser Ziele. Im Rahmen von UniNEtZ, einem gemeinsamen Projekt von 17 österreichischen Universitäten, ko-koordiniert er Aktivitäten zur Erreichung von SDG 15 (Leben an Land) für Österreich.
Nach der Matura an der höheren Lehranstalt für Forstwirtschaft in Gainfarn studierte Georg Gratzer Forstwirtschaft an der BOKU. Nach Abschluss seiner Diplomarbeit zum Thema Boden- und Standortserkundung in Tannenwäldern im Jahr 1993 setzte er seinen Weg in der Forschung fort und begann seine Dissertation zum Thema „Verjüngungsökologie und Dynamik von Tannenwäldern“. Sowohl für seine Diplomarbeit als auch für seine Dissertation forschte Gratzer in Bhutan. Nach Abschluss seiner Dissertation 1997 kehrte er wieder nach Wien zurück und forscht und lehrt seither am Institut für Waldökologie an der BOKU. Im Jahr 2004 habilitierte sich Georg Gratzer mit dem Thema „Studies on natural dynamics of temperate forests“.