Foto: BOKU Medienstelle/Christoph Gruber (v. l.) Roland Kautz (Österreichische Bundesforste), Jana Pirolt (Land&Forst Betriebe Österreich), Sektionschefin Elfriede Anna Moser (BMLUK), Willibald Ehrenhöfer (Landesrat, Land Steiermark), BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl und Univ.Prof. Hubert Hasenauer (Leiter Institut für Waldbau, BOKU)

Foto: BOKU Medienstelle/Christoph Gruber (v. l.) Roland Kautz (Österreichische Bundesforste), Jana Pirolt (Land&Forst Betriebe Österreich), Sektionschefin Elfriede Anna Moser (BMLUK), Willibald Ehrenhöfer (Landesrat, Land Steiermark), BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl und Univ.Prof. Hubert Hasenauer (Leiter Institut für Waldbau, BOKU)

Beim Pressegespräch zum 150-jährigen Jubiläum des Forstwirtschaftsstudiums stellte die BOKU University mit Expert*innen Strategien vor, wie Wälder dem Klimawandel standhalten, Artenvielfalt sichern und CO₂ speichern können – und wie Ausbildung dafür das Fundament legt.

APA Science 
Experten sehen Wald mit Klimawandel in Mitte der Gesellschaft rücken
https://redir.opoint.com/?url=https://science.apa.at/power-search/18222342950993768805&OpointData=5b7aae8b0d2dc9dff6cb64f41a9d3b32JmlkX3NpdGU9MjY3NDgmaWRfYXJ0aWNsZT0xNDY5MjgmaWRfdXNlcj04MDUwJmxhbmc9ZW4=

In der Forstwirtschaft wird in Generationen gedacht. Wer Wälder aufforstet, pflegt oder nutzt, arbeitet in Zeiträumen, die weit über ein Menschenleben hinausreichen. Entscheidungen, die Forstwissenschaftler*innen heute treffen, prägen den Wald von morgen – und wirken noch in hundert Jahren nach. Zugleich verändert sich das Klima rasanter, als Bäume wachsen können.

Die BOKU University ist eines der führenden Wald-Kompetenzzentren in Forschung und Ausbildung – national wie international. Mit innovativen Strategien stärkt sie die Widerstandskraft der Wälder gegenüber Klimawandel, Waldbränden und Wassermangel und trägt dazu bei, ihre vielfältigen Funktionen für Natur und Gesellschaft zu sichern.

Forschung zeigt: Klimaschutz braucht mehr Tempo

Der im Juni erschienene „Zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel“ bündelt auf rund 800 Seiten das Wissen von über 200 Forschenden aus mehr als 50 Institutionen. Die BOKU hat den Bericht mitkoordiniert und wichtige wissenschaftliche Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen geliefert. Er zeigt: Die Erderwärmung in Österreich verläuft deutlich schneller als im globalen Durchschnitt, Extremereignisse wie Hitze, Dürre, Starkregen, Überschwemmungen und Waldbrände nehmen zu, und die Wälder, bisher Kohlenstoffsenken, können in Extremjahren bereits Treibhausgase freisetzen. Die aktuellen Klimaschutzmaßnahmen reichen nicht aus, um die Reduktionsziele zu erreichen – zusätzliches Handeln ist dringend erforderlich.

Wälder für die Zukunft stärken

Doch wie lassen sich Wälder auf höhere Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster vorbereiten? Welche Baumarten und genetischen Ressourcen sichern stabile Bestände? Wie bleibt die Artenvielfalt erhalten – und wie gelingt es, CO₂ langfristig zu binden und zugleich Holz nachhaltig zu nutzen? Diesen Fragen widmete sich die BOKU anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Forstwirtschaftsstudiums. Beim Pressegespräch „Wald im Klimawandel: Wie wir heute für die nächsten 100 Jahre planen“ am 29. September diskutierten Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis Lösungswege dazu.

Elfriede Anna Moser, Sektionschefin Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft:
„Um die Waldwirkungen nach den Bestimmungen des Forstgesetzes für die Gesellschaft sicherzustellen, ist eine exzellente forstliche Ausbildung in allen waldrelevanten Disziplinen erforderlich. Forschung und Wissenschaft sind essentiell, um die großen Herausforderungen des Waldumbaus zu bewältigen und um Wissen, Technologien und Fähigkeiten für die praktische Umsetzung zu vermitteln. Mit dem Österreichischen Waldfonds unterstützt das Bundesministerium zahlreichen Forschungsprojekte der BOKU.“

Willibald Ehrenhöfer, Landesrat für Wirtschaft, Arbeit, Finanzen, Wissenschaft und Forschung, Land Steiermark:
„Die Steiermark ist das waldreichste Bundesland Österreichs – und genau daraus schöpfen wir enorme wirtschaftliche Stärke. Die Holzwirtschaft sichert tausende Arbeitsplätze und steht für eine nachhaltige Wertschöpfungskette. Gleichzeitig ist unser Bundesland auch ein Innovationstreiber: Mit Initiativen wie dem Wood Vision Lab oder der dynamischen Waldtypisierung zeigen wir, wie Forschung, Technologie und Tradition Hand in Hand gehen können und leisten damit zugleich einen enorm wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Das Forstwirtschaftsstudium an der BOKU unterstreicht, wie wichtig exzellente Ausbildung für die Zukunft unserer Wälder und unserer Wirtschaft ist. Denn Holz ist nicht nur ein wertvoller Rohstoff, Werkstoff und Wertstoff, sondern ein echter Zukunftsmotor.“

Jana Pirolt, Land&Forst Betriebe Österreich:
„Für die kommenden 100 Jahre sind enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Forschung und Praxis sowie eine klare Kommunikation in die Öffentlichkeit entscheidend. Das Studium der Forstwissenschaften liefert das ideale Rüstzeug, um aktiv Lösungen für die Zukunft unserer Wälder mitzugestalten. Rund 80% der österreichischen Wälder befinden sich im Eigentum von Privatwaldbesitzer*innen – eine aktive Waldbewirtschaftung ist daher zentral für die Anpassung an den Klimawandel. Der Rohstoff Holz ist im Waldland Österreich die wichtigste heimische Ressource: Ein Erntefestmeter Holz schafft eine Bruttowertschöpfung von 1.212 Euro für die österreichische Wirtschaft. Die gesamte Wertschöpfungskette sichert 300.000 Arbeitsplätze. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Waldbesitzer*innen Strategien zu entwickeln, damit die Wälder auch für kommende Generationen ihre ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen erfüllen können.“

Roland Kautz, Leiter Unternehmensentwicklung-Kommunikation, Österreichische Bundesforste AG:
„Die Österreichischen Bundesforste betreuen rund 15 % der heimischen Wälder. Mit unserem Jahrhundertprojekt ,Wald der Zukunft‘ setzen wir ein starkes Zeichen für nachhaltige Waldbewirtschaftung und Klimaschutz. Unser Ziel ist es, die Wälder so zu gestalten, dass sie auch kommenden Generationen ihre vielfältigen Leistungen sichern – vom nachwachsenden Rohstoff Holz für dessen vielfältige Verwendung über die CO₂-Speicherung bis hin zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie zum Erholungsraum für die Menschen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung haben wir daher eigene Bewirtschaftungskonzepte für einen klimafitten Wald entwickelt: Der ,Wald der Zukunft‘ ist ein artenreicher Mischwald, mit Baumarten, die von Natur aus am Standort vorkommen und aus eigener Kraft nachwachsen. So wird in den nächsten Jahrzehnten der Fichtenanteil auf ÖBf-Flächen von rund 60 % auf rund 40 % zurückgehen. Tannen, Lärchen und unterschiedliche Laubbaumarten wie Eiche oder Ahorn werden hingegen mehr werden und zur Stabilisierung der Wälder beitragen.“

Hubert Hasenauer, Leiter des Instituts für Waldbau und Experte für Waldökosystemmanagement, BOKU University:
„Während die weltweite Waldfläche abnimmt, verzeichnet Europa in den letzten 30 Jahren ein Plus von rund 14 Millionen Hektar – das entspricht etwa 9 %. Der Wald ist damit unser größter terrestrischer Kohlenstoffspeicher und spielt eine zentrale Rolle im Klimaschutz. Ohne ihn wäre die CO₂-Belastung der Atmosphäre um rund 30 % höher. Eine nachhaltige Waldwirtschaft, die Ressourcen und Ökosystemleistungen langfristig sichert, braucht daher mehr denn je exzellente Forschung und Ausbildung.“

Eva Schulev-Steindl, Rektorin der BOKU University:
„Bei unseren Forststudien haben wir seit Jahren einen guten Zustrom – weil sie modern und attraktiv sind und gleichzeitig die praxisnahe, forschungsgeleitete Lehre bewahren. Unser Erfolgsrezept bleibt die konsequente Verbindung von Naturwissenschaften, Sozio-Ökonomik und Technik, ergänzt durch Exkursionen, praxisnahe Übungen und den Lehrforst als Freiluftlabor. So sind unsere Absolvent*innen nicht nur optimal auf Berufe im Wald vorbereitet, sondern bringen ein breites Nachhaltigkeits- und Methodenverständnis mit, das sie auch in anderen beruflichen Feldern auszeichnet.“

Das Department für Ökosystemmanagement, Klima und Biodiversität an der BOKU University vereint Forschung zu Wald, Boden, Agrar- und Offenland, Atmosphäre und Gewässer, um Ökosysteme nachhaltig zu nutzen und zu erhalten. Mit interdisziplinären Ansätzen in Klima-, Biodiversitäts- und Naturschutzforschung leistet das Department einen Beitrag zur Bewältigung der Klima- und Biodiversitätskrise. Mehr Infos auf: https://boku.ac.at/oekb