05.12.2025 - Ein starkes Jahr für die Rettung der Donaustöre
LIFE-Boat4Sturgeon an der Donauinsel © Zinner
Das Jahr 2025 brachte entscheidende Fortschritte im EU-Projekt LIFE-Boat4Sturgeon: Die neu errichtete schwimmende Aufzucht-Station für Donaustöre nahm den Betrieb auf und zwei Störarten konnten in der neuen Infrastruktur bereits erfolgreich vermehrt und in großer Zahl ausgewildert werden.
Das von der BOKU koordinierte Projekt – mit Unterstützung von österreichischen Partnern wie dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK), dem österreichischen Wasserstraßenbetreiber viadonau und der Stadt Wien – hat sich dem Ziel verschrieben, die vier noch im Donau-Einzugsgebiet vorkommenden Störarten vor dem Aussterben zu bewahren.
Erreichte Meilensteine 2025
- Im April erfolgte die offizielle Eröffnung und Inbetriebnahme der schwimmenden Aufzuchtstation („LIFE-Boat“) an Bord des ehemaligen Sedimenttransporters MS Negrelli auf der Donauinsel in Wien.
- Mittels genetischer Untersuchungen konnte ein donaustämmiger und genetisch diverser Elterntierbestand der vier Störarten Hausen, Waxdick, Sternhausen und Sterlet aufgebaut werden.
- Erste Nachzucht des Waxdicks auf dem „LIFE-Boat“: Der Waxdick ist eine der seltensten Donau-Störarten und hat in den letzten Jahren nur sehr sporadisch in der Unteren Donau abgelaicht. Über 110.000 Jungtiere konnten auf dem LIFE-Boat aufgezogen und in der Donau in Rumänien und Bulgarien besetzt werden.
- Sterlet- Zucht: Auch die Vermehrung des Sterlets lief erfolgreich. Zusammen mit den Besatzzahlen aus den Vorjahren wurde das eigentlich für 2030 avisierte Projektziel von 300.000 besetzten Sterlets in der Oberen Donau bereits erreicht. Trotz dieses Erfolgs wird die Sterlet-Vermehrung fortgesetzt – die Gesamtzahl der ausgewilderten Sterlets wird bis zum Projektende über das ursprüngliche Ziel hinausgehen.
„Die erfolgreiche Aufzucht und Auswilderung tausender junger Störe zeigt, was möglich ist, wenn Forschung, Verwaltung und internationale Partnerinnen und Partner gemeinsam handeln. Österreich engagiert sich auf vielen Ebenen im Donauraum, der Schutz der Störe ist dabei ein Leuchtturmprojekt. Durch die wesentliche Finanzierung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft mit einer Million Euro ist dieses wichtige Projekt erst möglich geworden. Mit ‚LIFE-Boat 4 Sturgeon‘ setzen wir ein starkes Zeichen dafür, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen und konsequent daran arbeiten, die Donau als nachhaltigen Lebensraum für kommende Generationen zu erhalten. Persönlich bin ich sehr beeindruckt, wie schnell das Projekt erste Erfolge zeigt und wir heuer schon das Projektziel erreicht haben mit 300.000 besetzten Sterlets“, betont Wasserminister Norbert Totschnig.
Innovationsminister Peter Hanke als Eigentümervertreter von viadonau ergänzt: „Das von viadonau zur Verfügung gestellte, ehemalige Steintransportschiff MS Negrelli steht heute, umgewandelt zur schwimmenden Aufzuchtstation, an der Wiener Donauinsel als lebendiges Sinnbild für unser ganzheitliches Verständnis von der Donau als kostbaren Natur- und Lebensraum. Durch die nachhaltige Nutzung von Synergien aus Schifffahrt und ökologischem Know-how wurde ein außergewöhnliches Beispiel für innovativen Artenschutz geschaffen, das eindrucksvoll aufzeigt, was mit konsequentem Engagement und starken Partnern möglich ist.“ Daneben nähern sich nun auch die Satellitenaufzuchtstationen der Projektpartner in Ungarn und Slowenien der Fertigstellung und es werden laufend Maßnahmen zur Reduktion der Wilderei in den unteren Donauländern implementiert.
Waxdick-Jungfische © Julia Altpfart
Störe im Rampenlicht
Von Mai bis September wurden im Rahmen von öffentlichen Führungen bereits über 1.000 Besucher auf der MS Negrelli willkommen geheißen. In der einstündigen Führung können die Besucher von den imposanten Elterntieren bis zu den putzigen Jungfischen den Lebenszyklus hautnah miterleben und erhalten spannende Hintergrundinformationen zur Ökologie, Nachzucht aber auch der im Mittelalter noch sehr großen Bedeutung dieser Fische als Lebensmittel. Die Anmeldung für 2026 ist ab dem Frühjahr über die Webseite des Projektes möglich.
Stadträtin Ulli Sima (Stadt Wien): „Die Stadt Wien setzt sich schon lange dafür ein, die Donau als einzigartigen Lebensraum für viele Tierarten zu erhalten und hat auch das Vorgängerprojekt zum Schutz der Sterlets bereits aktiv unterstützt. Mit dem LIFE-Boat auf der Donauinsel haben wir gemeinsam den nächsten großen Schritt gesetzt und ich freue mich, dass wir auch damit so erfolgreich unterwegs sind! Denn von Artenvielfalt und guter Gewässerqualität profitieren wir alle. Das Boot ermöglicht es Wienerinnen und Wienern, das Projekt hautnah zu erleben und dass so viele Menschen das Angebot nutzen und sich informieren, ist ein zusätzlicher schöner Erfolg! Mit über 1.000 Besucher*innen bereits im ersten Jahr zeigt Wien eindrucksvoll, wie Artenschutz erlebbar gemacht werden kann.“
Bedeutung und Ausblick
Der Erhalt der Störe ist weit mehr als eine Artenschutz-Maßnahme – er ist ein Symbol für die Gesundheit unserer Flüsse und die Erhaltung intakter Lebensräume. Störe gelten als „Urgesteine“ der Donau-Fauna und sind Indikatoren für ein intaktes Ökosystem. Die 2025 erzielten Erfolge markieren entscheidende Schritte zur nachhaltigen Stärkung der Stör-Populationen und bilden eine solide Basis für die Fortsetzung der Projektaktivitäten in den kommenden Jahren.
BOKU-Rektorin Schulev-Steindl: „Der Jahresrückblick zeigt eindrucksvoll, wie viel Expertise, Ausdauer und Leidenschaft in den Arbeiten unserer Forscherinnen und Forscher am Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement steckt. Dass wir im Rahmen von LIFE-Boat4Sturgeon bereits 2025 sowohl die erste erfolgreiche Nachzucht des seltenen Waxdicks als auch das Erreichen des Sterlet-Besatzziels feiern können, ist das Resultat großer fachlicher Kompetenz – und einer tiefen Verbundenheit zu diesen faszinierenden Tieren. Auf diese Leistung sind wir an der BOKU besonders stolz.“
LIFE-Boat4Sturgeon wird von der BOKU University geleitet. Das Projektvolumen beträgt insgesamt 11,8 Millionen Euro, wo von 67 Prozent das EU-Programm LIFE übernimmt. Projektpartner sind das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft, der österreichische Wasserstraßenbetreiber viadonau, die Stadt Wien – Wiener Gewässer, WWF Rumänien, WWF Ukraine, WWF Bulgarien, Revivo, MATE AKI HAKI, das Bundesamt für Wasserwirtschaft, die IUCN, der Bezirk Niederbayern und das Haus des Meeres. Co-Financiers des Projekts sind das ungarische Ministerium „Miniszterelnökség“, das slowenische Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumplanung, der Landesfischereiverband Bayern e.V., der NÖ- Landesfischereiverband, der OÖ- Landesfischereiverband, die Österreichische Fischereigesellschaft 1880, der Verband der österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine, der Wiener Fischereiausschuss, die Fischereirevierverbände I und II, das Fischereirevier Donau C, der Nationalpark Donau-Auen, die Marktgemeinde Drösing, und weitere Fördergeber.
Fotos
https://bokubox.boku.ac.at/#8ad8c536cbfea66169e28a93b5dd73a4
Bildunterschriften:
Waxdick-Jungfische © Julia Altpfart
LIFE-Boat4Sturgeon an der Donauinsel © Zinner
Kontakt Projektleitung
DI Dr. Thomas Friedrich
BOKU University
Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement
E-Mail: lb4s(at)boku.ac.at
Website: https://lb4sturgeon.eu/
Instagram: sturgeon_conservation
YouTube: LIFE-Boat4Sturgeon