Eine neue, vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) beauftragte und unter Beteiligung der BOKU durchgeführte Untersuchung entwickelt detaillierte Wasserszenarien bis 2100. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für künftige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie zur Sicherung intakter Ökosysteme dienen.

Mit der neuen, groß angelegten Studie „Wasser im Klimawandel – eine Studie über die Auswirkungen“ schafft Österreich eine aktualisierte Datengrundlage, um Klimafolgen auf den Wasserkreislauf besser zu bewerten – von Starkregen über Trockenheit bis hin zum Wasserdargebot. Sie setzt auf frühere Studien auf und liefert bis Ende 2026 belastbare, aktuelle Daten, die als Grundlage für Entscheidungen zur Planung von entsprechenden Maßnahmen dienen werden. 

Neueste Forschungsmethoden

Für diese Studie bilden führende Forschungseinrichtungen in Österreich einen Schulterschluss gemeinsam mit dem BMLUK und Ländern. Neben Günter Blöschl (Institut für Ingenieurhydrologie und Wassermengenwirtschaft, TU Wien) und Klimatologen Klaus Haslinger (GeoSphere Austria) sind auch Gregor Laaha ( Institut für Statistik, BOKU), Wolfgang Schöner (Institut für Physische Geographie, Universität Graz) und das Ingenieurbüro DI Christian Holler an diesem Projekt beteiligt.

Die Forschenden arbeiten mit einer großen Datenbasis an Messungen, modernen statistischen Verfahren und hydrologischen Modellen, die auf den Methoden früherer Studien aufbauen und an entscheidenden Punkten weiterentwickelt wurden. Dadurch bleiben die Ergebnisse gut vergleichbar, während Genauigkeit und Aussagekraft weiter steigen. Die Studie läuft bis zum Herbst 2026. Die Ergebnisse der Studie werden vom BMLUK gemeinsam mit den Bundesländern in Maßnahmenempfehlungen überführt: wie bei Investitionen in den Hochwasserschutz, in die Trinkwasserversorgung oder die Landwirtschaft. Zugleich tragen die Ergebnisse dazu bei, die öffentliche Debatte über Klimaanpassungsmaßnahmen zu versachlichen, der Bevölkerung Orientierung zu geben und aufzuzeigen, welche Handlungsmöglichkeiten jede und jeder Einzelne hat. Ziel ist es, Österreichs Wasserressourcen langfristig zu sichern und den Herausforderungen des Klimawandels mit klarem Blick und soliden Daten zu begegnen.

„Wir sehen die Folgen des Klimawandels längst auch bei uns – wenn Keller nach Starkregen volllaufen, Bäche austrocknen oder die Erwärmung unserer Seen die Tier- und Pflanzenwelt beeinträchtigt. Diese Veränderungen betreffen uns alle. Deshalb brauchen wir eine solide Datengrundlage, um Handlungsschritte faktenbasiert setzen zu können. Mit dieser Studie schaffen wir die Basis, um Österreichs Wasserwirtschaft auf die kommenden Jahrzehnte vorzubereiten und unser kostbarstes Gut auch für kommende Generationen zu sichern“, sagt Wasserminister Norbert Totschnig.

Spürbare Auswirkungen bereits jetzt

Bereits heute ist es in Österreich deutlich wärmer als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die durchschnittliche Lufttemperatur liegt rund 1,5 Grad Celsius höher als in vorindustrieller Zeit, die Niederschlagsmengen sind gestiegen, gleichzeitig hat aber auch die Verdunstung zugenommen. Extremwetterereignisse, wie Starkregen, treten heute häufiger auf als noch in den 1980er Jahren.

Diese Veränderungen haben spürbare Auswirkungen – seien es regionale oder lokale Überschwemmungen wie jene im Jahr 2024, sinkende Grundwasser- und Seespiegel oder wenig bis kein Winterniederschlag in Form von Schnee. Intensive Regenfälle können Kanäle, Bäche und Flüsse überlasten – mit Kellerüberflutungen, Hangrutschungen oder gesperrten Straßen als Folge. Längere Trockenperioden wiederum führen zu sinkenden Wasserständen, erschweren die Bewässerung in der Landwirtschaft und können die Trinkwasserversorgung regional unter Druck setzen. Gleichzeitig setzt die Erwärmung von Flüssen und Seen besonders empfindlichen Arten zu – Fische wie Forellen und Äschen, aber auch Insektenlarven und Amphibien, die auf kühle, sauerstoffreiche Gewässer angewiesen sind.

Die Folgen betreffen jedoch nicht ausschließlich die Umwelt, die Tierwelt und die Vegetation, sondern auch Wirtschaft, Tourismus und Arbeitsplätze – und damit das gesellschaftliche Gefüge. 

Um diese Entwicklungen besser zu verstehen und fundierte Maßnahmen ableiten zu können, untersucht die neue Studie alle zentralen Komponenten des Wasserkreislaufs – von Niederschlag und Abfluss über Grundwasser und Seen bis zu Wassertemperaturen und Permafrost. Dabei werden auch Zukunftsszenarien bis zum Jahr 2100 modelliert, um abzuschätzen, wie sich Klimaveränderungen künftig auf Österreichs Wasserhaushalt auswirken.

Mehr Infos auf www.wasseraktiv.at