Diversität bietet eine gute Grundlage für die Auswahl von geeigneten Pflanzen für züchterische Verbesserung

Kornelkirschen (Cornus mas), werden gerade reif und können geerntet werden, um anschließend zu Säften, Schnaps und Marmelade verarbeitet zu werden. Die Dirndl, wie sie auch genannt werden, sind nicht nur wichtige Lieferanten für Vitamin C, sie sind auch reich an Anthocyanen (Antioxidantien), Iridoiden und phenolischen Verbindungen und besitzen dadurch zahlreiche gesundheitsrelevante Eigenschaften. Dazu zählen etwa eine antimikrobielle Wirkung zur Behandlung von Entzündungen, die Stimulierung der Blutzirkulation, die Verbesserung der Leberfunktion oder die positive Wirkung bei der Behandlung von Diabetes.

In der späten Eisenzeit trugen Wildfrüchte wie die Kornelkirsche zusammen mit Weißdorn und Schlehe zur täglichen Ernährung von Siedlungen in Süd- und Mitteleuropa bei und können als Teil der sogenannten synanthropen Vegetation betrachtet werden, also jener Pflanzen, die sich an den menschlichen Siedlungsraum angepasst haben.

Seit mehr als 4000 Jahren genutzt

Die Bedeutung von C. mas im Donauraum als Siedlungsfolger und damit als hochgeschätzte Baumart ist in der archäologischen Literatur beschrieben. In den mesolithischen Brandgräbern von Vlasac am Eisernen Tor wurden Kornelkirschenkerne in großer Zahl gefunden, was darauf hindeutet, dass die Früchte eine Rolle in den komplexen Bestattungsritualen der mesolithischen Gemeinschaften (9500 bis 6500 v. Chr.) gespielt haben könnten. In Österreich wird C. mas seit dem Neolithikum, also seit mehr als 4000 Jahren, sowohl als Wild- als auch als Kulturfrucht genutzt.

Transdisziplinäre Kooperation

Margit Laimer, die Leiterin der Plant Biotechnology Unit (PBU) der BOKU und ihr Team haben in einer Department-übergreifenden Zusammenarbeit mit Johann Sölkner, dem Leiter des BOKU-Instituts für Nutztierwissenschaften (NUWI) und seinem Team in einer mehrjährigen Forschungsarbeit die genetische Vielfalt der Kornelkirschen untersucht – mit erstaunlichen Ergebnissen, die jetzt in Diversity publiziert wurden. Finanziert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft und dem Land Niederösterreich.

Erstmals Bestimmung mittels SSR-Markern

Eduviges Borroto Fernandez von der Plant Biotechnology Unit erläutert: „Es war die erste Untersuchung, bei der SSR-Marker zur Bestimmung der genetischen Verwandtschaft der Kornelkirsche in Österreich verwendet wurden. Insgesamt haben die genetischen Analysen gezeigt, dass die gewählten Methoden erlauben, alle 447 untersuchten Pflanzen voneinander zu unterscheiden, das heißt, dass die genetische Variation sehr hoch ist. Dies deutet darauf hin, dass Fremdbestäubung durch Insekten oder durch Wind vorherrschen könnte. Gábor Mészáros vom Institut für Nutztierwissenschaften unterstreicht, dass „die Untersuchungen gezeigt haben, dass wir genomische Daten und modernste Methoden nutzen können, um unser Wissen über unsere Umgebung zu erweitern, unabhängig davon, ob wir Pflanzen, Tiere oder Menschen analysieren.“

Grundlage für Züchtung geschaffen

Da die Kornelkirsche eine langlebige Spezies mit einem langen Generationszyklus ist, sind züchterische Bemühungen sehr zeitaufwändig. Deshalb ist die richtige Auswahl der Elternpflanzen von entscheidender Bedeutung. „Hauptziel des Projekts war es, die verfügbare genetische Vielfalt der Kornelkirschen zu bewerten und Zuchtstrategien zu entwickeln“, erklärt Margit Laimer. „Hohe Diversität bedeutet, dass eine gute Grundlage für die Auswahl von Zuchtmaterial für die genetische Verbesserung von C. mas in Österreich gegeben ist.“

Zur Publikation:

Borroto Fernandez, E.G.; Khayatzadeh, N.; Mészáros, G.; Fink, S.; Hanzer, V.; Sölkner, J.; Laimer, M. Genetic Evaluation of a Wildtype Population of Cornus mas Accessions in Austria. Diversity 202315, 1031. 

https://doi.org/10.3390/d15101031

Wissenschaftlicher Kontakt:

Ao.Univ.Prof.in Dr.in Margit Laimer
Plant Biotech Unit
Institut für Molekulare Biotechnologie
Universität für Bodenkultur Wien
Tel.: +43 1 47654 – 79010
margit.laimer(at)boku.ac.at