Seit 150 Jahren, seit ihrem ersten Pflanzenbau-Professor Friedrich Haberlandt, forscht die BOKU an der facettenreichen Sojabohne und ihrem enormen Potential. Heuer veranstaltet sie gemeinsam mit Donau Soja den ersten Soja-Weltkongress in Wien. 

Hunderte Vertreter*innen aus der internationalen Welt der Sojabohne, aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, kommen von 18. bis 23. Juni im Austria Center Vienna zusammen. Schwerpunkt des Soja-Weltkongresses ist die wissenschaftliche Erforschung der Sojabohne und ihre Rolle für eine nachhaltige Entwicklung - von Pflanzenzüchtung und Genetik über Pflanzenbau bis hin zur Ernährung. „Die Sojabohne bietet eine einzigartige Chance, tierisches Protein durch hochwertiges pflanzliches Protein zu ersetzen und somit die Ernährungswende voranzutreiben“, erklärt BOKU-Professor Johann Vollmann, der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats beim Kongress.

Voller Potential und doch auch Übeltäterin

Einerseits hat die Sojabohne enormes Potential. Durch ihren sehr hohen Proteingehalt, ohne dabei erhöhte Cholesterinwerte zu verursachen, manövriert sie sich in die Pole-Position, wenn es darum geht, eine Ernährungswende einzuleiten, weniger Fleisch und stattdessen mehr pflanzenbasierte Proteine zu essen. Gleichzeitig ist die Sojabohne aber auch eine Täterin in Bezug auf den Klimawandel, da sie hauptsächlich als Futtermittel für die Fleischindustrie angebaut wird. „Über 90% des weltweit angebauten Sojas fließt in die Nutztierfütterung, nur 10% wird von Menschen direkt verzehrt“, erklärt Vollmann. „Gleichzeitig braucht man rund 10kg Sojabohnen um 1kg Wachstum beim Tier zu erzeugen. Würden Menschen dieses Soja stattdessen direkt essen, bräuchten wir auch zehn Mal weniger Fläche“, so der Experte. Soja und seine Bestandteile finden wir mittlerweile in vielen modernen Lebensmitteln - von Schokolade bis Tiefkühlpizza - oft ohne, dass wir davon wissen. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der weltweite Bedarf immer noch steigt, wobei der Fleischkonsum in Österreich - obwohl immer noch sehr hoch und weit über dem EU-Ziel von 25kg pro Kopf und Jahr - leicht rückläufig ist. 

Von Drohnen bis Anti-Aging

“Der Geschmack ist hier das schlagende Argument”, so Vollmann. Deshalb forscht er seit Jahren daran, wie es durch Pflanzenzüchtung gelingen kann, den Geschmack von Sojabohnen zu verbessern und die subtropische Sojapflanze an mitteleuropäische Bedingungen anzupassen. Darüber hinaus beschäftigen sich Forschende der BOKU mit zahlreichen Themen vom Pflanzenschutz am Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) bis zur Lebensmitteltechnologie in der Muthgasse. Vollmann selbst wird beim Soja-Weltkongress mit einer bunten Palette wissenschaftlicher Themen dabei sein: wie spezielle Drohnen unterscheiden können, welche Sojapflanzen besser an veränderte Bedingungen angepasst sind als andere; was Spermidin, ein Anti-Aging-Wirkstoff und Inhaltsstoff der Sojabohne, bei Menschen bewirken kann; aber auch den Wurzeln dieser pflanzlichen Erfolgsgeschichte und der besonderen Rolle, die Österreich dabei spielt, widmet sich Vollmann in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. „Wir haben immer noch Sojabohnen, die einst Friedrich Haberlandt geerntet hat, bei uns am UFT in Tulln“, erzählt der Wissenschaftler. Einige seiner Forschungsergebnisse wird er am Soja-Weltkongress im Juni in Wien präsentieren.

Kontakt:
Ao. Univ.Prof. Johann Vollmann
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Pflanzenzüchtung
Tel.: +43-47654-95717
johann.vollmann(at)boku.ac.at