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Europa leidet weiterhin an Luftverschmutzung. Die neue Studie eines internationalen Forscherteams zeigt, dass die Reduktion von Feinstaub insbesondere durch Verringerung von Ammoniakemissionen kosteneffizient möglich ist.

Verschmutzungspartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern in der Außenluft, die auch als Feinstaub oder PM2,5 bezeichnet werden, sind einer der wichtigsten Risikofaktoren für vorzeitige Todesfälle weltweit. Auch Europa steht bei der Reduzierung der Luftverschmutzung noch vor zahlreichen Herausforderungen. Trotz erfolgreicher Verringerung der Emissionen von Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid, Feinstaub und Stickoxiden werden die neuen Konzentrationsrichtwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO in vielen Teilen Europas immer noch überschritten.

Die neue Studie eines internationalen Forscherteams zeigt, dass die Reduzierung von Ammoniakemissionen eine kosteneffiziente Maßnahme zur Verringerung der Feinstaubkonzentration in der Atmosphäre ist. Laut den Autoren der Studie, die soeben in Nature Communications veröffentlicht wurde, könnte die Beseitigung von Ammoniak- und Stickoxidemissionen die PM2,5-Konzentration in Europa im Jahresdurchschnitt um 2,3 µg/m3 senken und jährlich etwa 100 000 vorzeitige Todesfälle vermeiden. Dabei ist die Verringerung der Ammoniakemissionen fünf- bis zehnmal so kosteneffizient wie die Reduktion der Emissionen von Stickoxiden.

„Die Atmosphäre zeigt in unserem Modell sehr unterschiedliches Verhalten. Je nach anfänglicher Zusammensetzung sind die Wirkungen in den verschiedenen Teilen Europas unterschiedlich“, erklärt Zehui Liu, Hauptautorin der Studie und Forscherin am Laboratory for Climate and Ocean-Atmosphere Studies der Peking University, China. „Der Effekt stellt sich ein, wenn die Reduktionsmaßnahmen erfolgreich anlaufen - sobald die Stickoxide reduziert sind, wird es immer wichtiger, Ammoniak zu entfernen“.

„Wir sehen regionale Unterschiede in den möglichen Verbesserungen der Luftqualität. Darüber hinaus gehende Verbesserungen der Luftqualität bei Feinstaub würden noch strengere Kontrollmaßnahmen für andere Schadstoffe als Stickoxide und Ammoniak erfordern“, ergänzt Harald Rieder, Mitautor der Studie und Leiter am Institut für Meteorologie und Klimatologie an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU).

Die Autoren sind sich einig, dass diese Ergebnisse zur Festlegung politischer Prioritäten beitragen könnten. „Die meisten Stickoxidemissionen stammen aus Kraftwerken und dem Straßenverkehr. Hier wurden bereits Schritte gesetzt, sie zu kontrollieren. In der Landwirtschaft, der Hauptquelle für Ammoniakemissionen, haben wir jedoch noch nicht viel erreicht. Das bedeutet, dass positive Ergebnisse zu erzielen sind, indem wirksame Maßnahmen im Agrarsektor gesetzt werden“, so Wilfried Winiwarter, ein weiterer Mitautor der Studie und leitender Wissenschaftler in der IIASA-Forschungsgruppe für Schadstoffbehandlung.

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ.Prof. Dr. Harald Rieder
Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Institut für Meteorologie und Klimatologie
Email: 
Tel.: +43 1 47654 81401, 81411

Prof. Wilfried Winiwarter
International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA)
Pollution Management Research Group
Energy, Climate, and Environment Program
Email: 
Tel: +43 2236 807 479