Die Feier anlässlich der Preisverleihung fand im Festsaal der BOKU statt: (v. l.) Reinhard Kern (Vorstandsmitglied Österreichischen Hagelversicherung), Astrid Forneck (BOKU), Forschungspreisträger Lukas Lang und Josef Pleil. (c) BOKU Medienstelle/Christoph Gruber

Auszeichnung für praxisnahe Forschung über die Auswirkung der Entblätterung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten auf die Traubeninhaltstoffe.

Der Weinbau ist seit jeher vom Wetter abhängig, doch der Klimawandel wirkt sich immer mehr auf die Anbaubedingungen aus. Mit dem Klimawandel steigen die Durchschnittstemperaturen, was zu einer Veränderung der Reifezeiten der Trauben führt. Dies kann zu Veränderungen in den Aromen und Geschmacksprofilen des Weins führen. Daher müssen Winzer weltweit auf diese Veränderungen reagieren, indem sie ihre Anbaumethoden anpassen.

Lukas Lang, Student im internationalen Masterstudiengang Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien, wurde am 22. November 2023 im Rahmen einer akademischen Feier im Festsaal der Universität für Bodenkultur Wien für seine Forschungsarbeit zum Thema „Auswirkung der Entblätterung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten auf die Traubeninhaltsstoffe“ mit dem diesjährigen Josef Pleil-Forschungspreis der Österreichischen Hagelversicherung ausgezeichnet.

Ökophysiologische Analyse

Lang führt das Forschungsprojekt, eine Kooperation der Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg und dem Institut für Wein- und Obstbau der BOKU, mit Unterstützung seiner Studienkolleg*innen durch. In diesem Freilandversuch sollen drei in Österreich vertretene pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs) gezielt entblättert, laufend beobachtet und so verschiedene Parameter bis zur Reife erhoben werden. Die Analyse der Traubengesundheit und eine Analyse der Traubeninhaltsstoffe (wie Säure, Zucker, Antioxidatives Potential oder Phenole) soll dann Aufschluss über den Einfluss der Entblätterungsvarianten geben.

Verglichen werden die PIWI-Rebsorten Muscaris, Souvignier Gris und Souvignac in einer bestehenden Ertragsanlage. Die ökophysiologischen Messungen werden über die Vegetationsperiode von der Blüte bis zur Reife durchgeführt. Mit Hilfe von Sensoren werden die Effekte der Entblätterungsmaßnahmen an den Versuchsreben und Trauben quantifiziert. Dank dieser Messmethode können zeitgleich auch die auftretenden Umweltparameter wie abiotischer Stress (z. B. durch Temperaturschwankungen oder Wassermangel) oder biotischer Stress (z. B. durch Schädlinge oder Krankheitserreger) erfasst werden. Mit den detaillierten Erhebungen der ökophysiologischen Parameter soll es dann auch möglich ein, Rückschlüsse für den An- und Ausbau von PIWIs in anderen österreichischen Weinbauregionen abzuleiten.

Der Josef-Pleil-Forschungspreis ist mit 3000 Euro dotiert, mit dem Preisgeld können Personal-, Sach- und Reiskosten abgedeckt werden, die in direktem Zusammenhang mit dem Projekt stehen.

Wirtschaft fördert Wissenschaft

Wissenschaftliche Arbeiten mit Praxisbezug sind für die Österreichische Hagelversicherung von großer Relevanz: „Der Klimawandel und die damit verbundenen Wetterextreme treffen jährlich wiederkehrend den Agrarsektor. So schädigen Frost, Hagel und Trockenheit auch die heimischen Winzerinnen und Winzer. Insbesondere Dürreschäden sind dabei ein zunehmendes Risiko. Daher haben wir unsere umfassende Produktpalette auch um eine Dürreversicherung zur Absicherung des heimischen Weinbaus erweitert. Wissenschaftliche Arbeiten von derart hoher Qualität bieten dabei eine sehr gute Grundlage, um daraus ableitend Möglichkeiten und neue Erkenntnisse zu gewinnen, um so unsere Dienstleistungen und Services weiter optimieren zu können. So werden wir auch unserer Vision ‚Wir sind heute und in Zukunft der beste agrarische Spezialversicherer Europas‘ gerecht. Es ist uns daher ein Anliegen, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Tätigkeit entsprechend zu fördern und ein Bindeglied zur Wirtschaft herzustellen“, unterstreicht Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.

Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung

Laudator Josef Pleil hob in seiner Laudatio die Wichtigkeit der praxisbezogenen Forschung hervor. „Lukas Lang wird mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der österreichischen Weinwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung leisten. Wir freuen uns über die Auszeichnung“, so Astrid Forneck, Leiterin des Instituts für Wein- und Obstbau an der BOKU abschließend.

Im Rahmen der jährlichen Vergabe des Josef Pleil-Forschungspreises wird jeweils ein wissenschaftliches Projekt gefördert, das aktuelle praxisrelevante Fragen im Weinbau mit innovativen Konzepten wissenschaftlich bearbeitet. Eingereicht werden können geplante oder in Umsetzung befindliche Projekte, die an der Universität für Bodenkultur Wien in Kooperation mit der dortigen Abteilung Wein- und Obstbau betreut werden. Wesentliches Beurteilungsmerkmal bei der Auswahl ist die Verknüpfung Grundlagenforschung mit angewandter Forschung.

Rückfragen
Univ.Prof. Dr. Astrid Forneck
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Wein- und Obstbau
Email: astrid.forneck(at)boku.ac.at
Tel.: 01 47654 95811