Bei der Veranstaltung "Landschaft lernen" präsentieren Studierende des Instituts für Landschaftsarchitektur und des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau ausgewählte Entwurfsarbeiten des Bachelor- und des Masterstudiums Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur. Foto: Jasmin Oberdorfer

Durch den Klimawandel steht die Planung von Lebensräumen vor neuen Herausforderungen. Lange Trockenphasen, große Regenmengen oder ausfallende Schneeperioden müssen in der Gestaltung von Freiräumen nachhaltig mitgedacht werden.  Wie der Lebensraum der Zukunft aussehen kann und welche Möglichkeiten es bereits gibt, zeigen Studierende der Universität für Bodenkultur Wien in der Ausstellung „Landschaft lernen 2023“.

Aktuelle Forschungen am Institut für Landschaftsarchitektur zeigen, dass der Bedarf an sozial- und klimagerechten Freiräumen viel größer ist als es derzeit der Realität entspricht. „Gut gestaltete und für alle zugängliche Freiräume sind essenziell für eine gesunde Umwelt,“ betont Julia Backhausen-Nikolić. Dabei komme es auf die ansprechende Gestaltung ebenso an, wie auf die Verteilung und passende Ausstattung der Freiräume.

 „Derzeit sind wir mit mehreren Defiziten in den urbanen Freiräumen und bei deren Umsetzung konfrontiert“, erklärt Rosemarie Stangl vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau. „Neben der dringend notwendigen Entsiegelung muss vor allem der Altbestand von Bäumen unbedingt erhalten werden“, so die Expertin. Das sei allerdings derzeit nicht der Fall. Häufig werden Baumbestände für und bei Neubauten ohne Konsequenzen gerodet. Ersatzpflanzungen sind zwar laut Gesetz vorgesehen, doch dabei handelt es sich meist um Jungbäume, deren Anwuchs ohne fachgerechte Pflege nicht gewährleistet werden kann. „Bis zu 80 Prozent der Jungbäume, also Bäume im Alter von bis zu zehn Jahren, stehen derzeit in Städten in ständigem Austausch“, so Stangl.

Mehr Vegetation ist ein Muss

Verbesserungen können durch neue Materialien und Methoden erzielt werden. Derzeit wird daran intensiv geforscht – etwa an wasserdurchlässigem Beton, Drainasphalt, aber auch an Varianten zum Schwammstadt-Prinzip, wo unterirdisch ein großer saugfähiger Körper eingebaut wird, damit Bäume Hitzeperioden besser überdauern können. Harte Oberflächen durch wasserdurchlässige zu ersetzen, werde für die Klimaanpassung aber nicht reichen, so Stangl, vielmehr müssen wir außerdem „wieder mehr Vegetation in unseren Freiräumen re-installieren, vor allem in den Städten“. Als Beispiel zur Kompensation nennt die Expertin grüne Infrastrukturen an den Gebäuden selbst, wie Dach- oder Fassadenbegrünung. Dies müsse allerdings von Anfang an korrekt mitgeplant und koordiniert werden, ebenso wie die Bestückung von Freiflächen, welche jedoch häufig mangelhaft ist.

Als einzige Universität in Österreich, die Landschaftsarchitekt*innen und -planer*innen ausbildet, vereint die BOKU bauliche, ökologische und gestalterische Kompetenz. „Neben dem Schaffen von klimafitten Freiräumen, liegt unser Fokus auf der Anpassung von Freiräumen an den Klimawandel“, erklärt Roland Tusch vom Institut für Landschaftsarchitektur „Denn Freiraum ist eine begrenzte Ressource und wir müssen uns gut überlegen, wie wir mit ihr umgehen“, so Tusch.

Konzepte der Zukunft

Bei der Veranstaltung Landschaft lernen 2023 präsentieren Studierende des Instituts für Landschaftsarchitektur und des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau ausgewählte Entwurfsarbeiten des Bachelor- und des Masterstudiums Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur. Etwa 150 Projekte aus sieben Lehrveranstaltungen zeigen individuelle Gestaltungskonzepte für konkrete Freiräume und deren Neugestaltung. Darunter befinden sich auch Entwürfe zu einem potenziellen Neubau der BOKU in der Borkowskigasse, die den Campuscharakter der Universität stärken sollen. Kurzvorträge, Modelle und Plakate geben Einblick in die Arbeiten. Ab 31. Januar können die Entwürfe auch als Online-Ausstellung auf der Website des Instituts für Landschaftsarchitektur besichtigt werden. „Heuer wendet sich die Ausstellung erstmals auch an Schüler*innen“, so Tusch. Landschaft lernen soll das Bewusstsein für Landschaftsarchitektur schärfen und junge Menschen anregen, sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinanderzusetzen.

Landschaft lernen 2023
Eröffnung der Ausstellung und Präsentationen

Zeit: Montag, 30.01.2023 ab 14 Uhr
Ort: Schwackhöfer-Haus, Aula
        Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien
Online-Ausstellung ab 31.01.2023 auf https://boku.ac.at/rali/ila

Wissenschaftlicher Kontakt:
Rosemarie Stangl, Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.
Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau
rosemarie.stangl(at)boku.ac.at
+43 1 47654-87401

Roland Tusch, Dipl.-Ing. Dr.
Institut für Landschaftsarchitektur
roland.tusch(at)boku.ac.at
+43 1 47654-85219