An der Universität für Bodenkultur Wien wird an Lösungen für eine nachhaltige waldbauliche Planung geforscht – denn eins steht fest: Der Wald der Zukunft wird ein anderer sein als wir ihn heute kennen.

Die Baumartenwahl gilt als die wichtigste waldbauliche Entscheidung. Aber: Wo und wann kann für eine positive Waldentwicklung steuernd eingegriffen werden? Foto: pixabay

Das Jahr 2023 war bisher von sehr milden und geringen Niederschlagsmengen gekennzeichnet. Die wenigen Niederschläge, auch bedingt durch das Fehlen der üblichen Schneemengen im Gebirge, verändert die Hydrologie und damit die kontinuierliche Wasserversorgung der Bäume während der Hauptwachstumsphase im Frühjahr. Eine ungünstige Entwicklung, zumal die Temperatur auf den österreichischen Waldflächen seit 1960 im Durchschnitt um ca. 1,5 Grad zugenommen hat. Bei wenig Schnee und Regen im Frühjahr kommt es vor allem in den Tieflagen bereits während der Monate April bis Mai zu Trockenstress bei den Bäumen; werden dann auch noch die Monate Mai bis Juli sehr warm und trocken, begünstigt das den Borkenkäferbefall und die Waldbrandgefahr. „Das lässt sich vor allem in Ostösterreich bei einigen Baumarten - wie etwa der Fichte - beobachten. Mit Ausnahme der Eiche sind unsere heimischen Baumarten leider nicht für lange Trockenperioden konditioniert“ so Prof. Hubert Hasenauer, Leiter des Instituts für Waldbau an der BOKU. Kein Wunder also, dass der Wald in Tieflagen gefährdet ist und der Zuwachs abnimmt.

Und trotzdem: Der Wald wächst!

Paradoxerweise bewirkt das wärmere Klima aber auch, dass die Wuchsleistung in den mittleren Lagen zunimmt. „Die Bäume wachsen in den Mittellagen der Gebirge schneller. Dort, wo es genügend Regen gibt, die Nährstoffversorgung sehr gut ist und es wärmer wird, gibt es kein verringertes Baumwachstums“ erklärt BOKU-Experte Hubert Hasenauer. Insgesamt steht es aber um den österreichischen Wald noch sehr gut: Waldfläche nimmt pro Jahr um ca. 4000 ha zu, der jährliche Zuwachs beträgt 32 Mill. m³, wovon aber nur 75% geerntet werden.

Douglasie, Libanon Kiefer und Roteiche als Alternativen

Anhand dieser gegensätzlichen Entwicklungen stellt sich die Frage, wie unsere zukünftigen Wälder unter Berücksichtigung der Veränderungsprozesse aussehen. Am Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien arbeitet man an Lösungen, die eine nachhaltige waldbauliche Planung trotz Klimaerwärmung ermöglichen und aufzeigen, wo und wann steuernd eingegriffen werden kann. Die Baumartenwahl gilt als die wichtigste waldbauliche Entscheidung - der Fichte etwa wird es in den Tieflagen zu warm und zu trocken werden. So macht es Sinn, an manchen Standorten fremdländische Baumarten zu pflanzen. Hubert Hasenauer: „Die nordwestamerikanische Douglasie ist trockenresistent und gilt als eine der aussichtsreichsten Alternativbaumarten in West- und Mitteleuropa. An anderen Baumarten wie etwa der Libanon Kiefer, der Roteiche, aber auch an trockenresistenten Tannenarten aus der Türkei wird geforscht. Wir können also davon ausgehen, dass der zukünftige Österreichische Wald, insbesondere in den Tieflagen, anders als heute aussehen wird.“

Stichwort Österreichischer Wald 2023

Österreich ist zu fast 50 % bewaldet, die Waldfläche nimmt pro Jahr um ca. 4000 ha zu, der jährlichen Zuwachs beträgt 32 Mill. m³, davon werden ca. ¾ oder 27 Mill m³ geerntet. Die wichtigste vorkommende Baumart ist mit 58 % die Fichte, gefolgt von der Buche mit einem Flächenanteil von 27 %. In den Tieflagen ist der Fichtenanteil auf Grund der Förderung auf typischen Laubwaldstandorten zu hoch. Der österreichische Wald speichert ca. 1 Milliarde Tonnen Kohlenstoff.

Rückfragen:
Univ.Prof. DI. Dr. DDr.h.c. Hubert Hasenauer
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Waldbau
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