31.08.2023 - Wie barrierefreier Tourismus im ländlichen Raum gestaltet werden sollte
Das Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB) der BOKU erarbeitet im Rahmen des EU-Interreg-Projekts „CE-Spaces4All“ gemeinsam mit europäischen und heimischen Projektpartner*innen sowie betroffenen Menschen Maßnahmen, um Barrierefreiheit besser in die Planung einzubeziehen.
Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist aktuell wieder sehr präsent, da am UNO-Sitz in Genf in der vergangenen Woche die Einhaltung von Behindertenrechten, konkret die Umsetzung von Maßnahmen zur Integration von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen geprüft wurden. Auch Österreich war dabei auf dem Prüfstand und in diesem Zusammenhang wurde auch die Raumordnung als wichtiges Handlungsfeld identifiziert.
Aktuell forscht das Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB) der BOKU zum Thema. Im Rahmen eines von der EU geförderten Interreg-Projektes geht es um barrierefreien Tourismus für Menschen mit Behinderung, bei dem das Institut mit Projektpartner*innen aus Österreich, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Kroatien und Polen zusammenarbeitet.
Die grenzüberschreitende Region Weinviertel-Südmähren ist eine von drei Pilotregionen, die im Rahmen des Projektes modellhaft bearbeitet werden, und bei denen das Augenmerk auf grenzüberschreitenden Aktivitäten liegt. Als österreichischer Praxispartner fungiert der Weinviertel Tourismus.
In CE-Spaces4All sind sowohl Menschen mit Behinderung wie auch deren Interessenvertretungen, Akteur*innen aus dem Tourismus-Sektor, öffentliche Institutionen sowie Forschungseinrichtungen eingebunden.
Die Projektbeteiligten arbeiten gemeinsam daran, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt reisen und Tourismusangebote nutzen können. Hierzu bedarf es eines reibungslosen Zusammenspiels zwischen Erreichbarkeit (vor allem im Öffentlichen Verkehr) und Tourismusanbietern, entsprechender Online-Informationsangebote und Orientierungshilfen vor Ort. Häufig fehlt es noch am Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Deshalb bringt das Projekt CE-Spaces4All die Akteur*innen relevanter Politikbereiche und Menschen mit Behinderung zusammen.
Im Rahmen des Projekts werden ein digitales Instrument zur Kartierung von Barrieren in ländlichen Regionen entwickelt und eine gemeinsame länderübergreifende Strategie sowie lokale Aktionspläne erarbeitet, um die Themen Erreichbarkeit und Barrierefreiheit besser in die räumliche Planung integrieren zu können. „Berücksichtigt wird hierbei das bereits vorhandene Spektrum an gesetzlichen Vorgaben und Maßnahmen – beginnend bei Bauvorschriften wie Rampen, Braille-Beschriftungen und taktilen Leitsystemen über Richtlinien zur behindertenfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raumes und des Verkehrssystems bis hin zu strategischen überörtlichen Planungen“, so die Projektleiterin Tatjana Fischer. „Bei der Auseinandersetzung mit den Themen räumliche Erreichbarkeit und Zugänglichkeit von Tourismusangeboten wurden wir für die Vielfalt körperlicher und mentaler Behinderungen und die unterschiedlichen Anforderungen der Betroffenen sensibilisiert“, so Fischer, und merkt dazu an: „Es ist für uns Forschende moralisch durchaus herausfordernd, sich aus pragmatischen Gründen für bestimmte Zielgruppen entscheiden zu müssen.“
In diesem Projekt stehen sehschwache und blinde Menschen sowie jene, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, im Mittelpunkt. Das Projekt ist auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt und soll konkrete Verbesserungen in den beteiligten Regionen bringen. Die erarbeiteten Ergebnisse für behindertenfreundliche Tourismusangebote speziell in ländlichen Räumen sollen in relevanten europäischen Politikpapieren integriert und in weiterer Folge breite praktische Umsetzung finden. Ein weiterer wichtiger Projektpartner ist daher das „European Disability Forum“(EDF) als Dachverband von Behindertenorganisationen in ganz Europa.
https://www.interreg-central.eu/projects/ce-spaces4all/
Wissenschaftlicher Kontakt:
Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Tatjana Fischer
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
Universität für Bodenkultur Wien
tatjana.fischer(at)boku.ac.at
Tel.: 01 47654 85517