Aktuelle BOKU-Studie zeigt, dass in der Bundeshauptstadt und den angrenzenden Umlandgemeinden die Nutzung von Grün- und Freiräumen „vor der Haustür“ seit Beginn der SARS-Cov-2-Pandemie so wichtig ist wie nie zuvor.

Das eigene Zuhause zum Zweck der psychischen und physischen Erholung zu verlassen ist auch während dieses vierten Lockdowns gestattet. Wie wichtig diese Möglichkeit für die psychische und physische Gesundheit ist und welchen Stellenwert Grünräume insbesondere in städtischen und stadtnahen Gebieten in diesem Zusammenhang haben, zeigt eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur Wien. Priv.-Doz.in DIin Dr.in Alexandra Jiricka-Pürrer, DIin Dr.in Karolina Taczanowska und Donna Tansil (BSc.) vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung haben in einer für die Bevölkerung der Stadt Wien repräsentativen Studie mit 1012 Befragten aus Wien sowie den angrenzenden Umlandgemeinden untersucht (siehe Abbildung 1), wie Grünräume seit Beginn der SARS-Cov-2-Pandemie genutzt wurden.

Abbildung 1: Quotenverteilung der gezogenen Stichprobe. n = 1012 © BOKU/ILEN

Abbildung 1: Quotenverteilung der gezogenen Stichprobe. n = 1012 © BOKU/ILEN

Die Ergebnisse zeigen einerseits den hohen Stellenwert von privaten Grünräumen, machen aber ebenso deutlich, dass insbesondere Großgrünräume und Schutzgebiete in und um die Stadt Wien – wie der Biosphärenpark Wienerwald oder der Nationalpark Donauauen eine bedeutende Rolle für Erholungssuchende insbesondere in Krisenzeiten haben (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Wortwolke aus der Nennung der drei meistbesuchten Orte während der Pandemie (36 meist genannten Orte, öfter als 10-mal genannt) © BOKU/ILEN

Abbildung 2: Wortwolke aus der Nennung der drei meistbesuchten Orte während der Pandemie (36 meist genannten Orte, öfter als 10-mal genannt) © BOKU/ILEN

Räumliche Verlagerung

Karolina Taczanowska unterstreicht die räumliche Verlagerung der Erholungsnutzung: „Die Erholung in Wohnortnähe hat in Corona-Zeiten zugenommen. Insbesondere Grün- und Freiräume „vor der Haustür“ werden häufiger besucht, während momentan weitere Reisen noch auf sich warten lassen“. Wichtigstes Motiv für den Besuch von Grünräumen war sowohl vor als auch während der Pandemie sich zu erholen und zu entspannen. Weitere Motive wie „Sport und Bewegung machen“, „ins 'Grüne' gehen sowie die Natur genießen“ sind hingegen in Zeiten der Pandemie gestiegen.

Insgesamt zeigt sich eine deutliche Zustimmung zur gestiegenen Bedeutung, Zeit in der Natur beziehungsweise in Grünräumen zu verbringen. Knapp siebzig Prozent (68%) der Befragten empfanden die Aussage „Es ist mir wichtiger geworden, Zeit im Grünen und in der Natur zu verbringen“ als sehr zutreffend beziehungsweise zutreffend. Ebenso haben Grün- und Freiräume in Wohnortnähe überwiegend an Bedeutung gewonnen. Die Aussage „Es ist mir wichtiger geworden, eine weitläufige Grünfläche besuchen zu können“ wurde von 34% der befragten Personen mit „zutreffend“ beziehungsweise „sehr zutreffend“ (33 %) beurteilt.

Besonders wichtig für Frauen und junge Erwachsene

Sehr deutlich zeigt die Studie auch, dass rund 90% der Wiener Bevölkerung sowie jener der Umlandgemeinden den Aufenthalt in Grünräumen als sehr wichtig beziehungsweise wichtig für ihre mentale Gesundheit während der Pandemie empfunden haben und noch immer empfinden. Auch den Wert für die physische Gesundheit sehen 87% der Befragten. Insbesondere für jüngere Erwachsene und Frauen ist es wichtiger geworden, Zeit in der Natur zu verbringen und Zugang zu grünen Freiräumen, insbesondere Großgrünräumen, zu haben (siehe Abbildung 3). Alexandra Jiricka-Pürrer fasst zusammen: Die Leute verbringen im Schnitt nicht mehr Zeit in der Natur als vor der Pandemie, aber sie messen dem Aufenthalt in Grünräumen eine andere Bedeutung als Ressource insbesondere für ihre psychische und physische Gesundheit bei.Donna Tansil, Masterstudentin an BOKU, weist auf die soziale Rolle des öffentlichen Raumes insbesondere für junge Menschen während der Pandemie hin.

Abbildung 3: Die Bedeutung von Grünräumen während der Pandemie © BOKU/ILEN

Neben der in zahlreichen internationalen Studien bestätigten positiven Wirkung des Aufenthalts in Grünräumen für die physische und psychische Gesundheit, macht diese Studie für Wien und seine Umlandgemeinden nun deutlich, dass vielen Menschen während der Pandemie die Bedeutung dieser Ressource bewusst wurde.

Abbildungen: https://bokubox.boku.ac.at/index.php/#f742f57b509c90d564a4e3c028f49f0f 
 

Kontakt & Weiterführende Informationen:

Priv.-Doz.in Dr.in Alexandra Jiricka-Pürrer
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung
Universität für Bodenkultur Wien
alexandra.jiricka(at)boku.ac.at
01 47654 – 85323

Dr.in Karolina Taczanowska
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung
Universität für Bodenkultur Wien
karolina.taczanowska(at)boku.ac.at
01 47654 – 85316