LH Johanna Mikl-Leitner zu Besuch im Universitäts- und Forschungszentrum Tulln.

Wissenschaftsförderung stellt bedeutende Weichen, um Forscher*innen erstklassige Arbeit zu ermöglichen. Die Forschungsplattform „BiMM - Bioaktive Mikrobielle Metaboliten“ wurde 2015 als Kooperation zwischen der BOKU und der VetMed ins Leben gerufen und u.a. durch das Land Niederösterreich ausgestattet. Die Fördergeberin beim Lokalaugenschein.

Kaiserwetter in Tulln, die letzten Vorbereitungen für den zweistündigen Besuch der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gerade abgeschlossen, der Zeitablauf entsprechend penibel durchgetaktet. Am Programm stehen die Besichtigung der Forschungsplattform BiMM mit dem Roboter-Labor im UFT (Universitäts- und Forschungszentrum Tulln) und ein Abstecher ins IFA (Interuniversitäres Forschungsinstitut für landwirtschaftliche Biotechnologie) zu einer Präsentation des DANUBE-Allergy Reseach Clusters. 
Fotos: BOKU Öffentlichkeitsarbeit/Jakob Vegh (4), Maximilian Wolf (3), Astrid Kleber-Klinger (1)

Am Eingang des UFT wird Mikl-Leitner bereits von Univ.Prof. Joseph Strauss (BiMM-Koordinator und Departmentleiter für Angewandte Genetik und Zellbiologie, im Bild links) und von Univ. Prof. Georg Gübitz (Departmentleiter für Agrarbiotechnologie) in Empfang genommen. Treffen an Hochschulstandorten wie diese sind wichtig, bedeuten sie doch Rückenwind für die großen Pläne der Forscher*innen und Bestätigung für die Fördergeber, die mit ihrer Unterstützung hochwertige Ausbildungs- und Arbeitsplätze und in Folge Impulse für eine zukunftsweisende gesellschaftliche Entwicklung schaffen wollen.

Die offene Forschungsplattform BiMM hat es sich zum Ziel gesetzt, mit innovativen molekulargenetischen Technologien neue bioaktive Naturstoffe und Enzyme aus Mikroorganismen (v.a. Pilze) zu finden. In Kooperation mit anderen Forschungsgruppen und der Industrie sollen diese dann charakterisiert und für den medizinischen bzw. agrar(bio)technologischen Einsatz weiterentwickelt werden. BiMM-Projektleiter Joseph Strauss erläutert in einer Kurzpräsentation die aktuellen Ergebnisse.

Dank BiMM können neue bioaktive Stoffe gefunden und ihre Wirkungsweise charakterisiert werden, die dann z.B. als Antibiotika, medizinische Wirkstoffe, Biokatalysatoren oder als Pflanzenschutzmittel in der Umweltbiotechnologie eingesetzt werden. „Neue Antibiotika zu finden ist wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Die BiMM- Technologien ermöglicht und beschleunigt diese Suche. Daher leistet sie einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen“, betont Kathrin Kober-Rychli (Projektleiterin BiMM, VetMed).

Ein besonderes Highlight: Die unglaubliche Reise durch das Innere eine Pilzzelle. Mithilfe einer Virtual-Reality-Brille wird LH Mikl-Leitner selbst zur Miniatur und findet sich in Mitten einer Pilzzelle wieder, umgeben von seltsamen Gebilden wie Vakuolen, Golgi, Mitochondrien oder Ribosomen. Die BOKU-Pilzforscher*innen um den Molekulargenetiker Joseph Strauss haben diesen beeindruckenden 3D-Film produziert - und setzen ihn jetzt sogar in der Lehre ein. 

Im Roboterlabor: Dank Förderungen konnte die BiMM sowohl mit Geräten für Hochdurchsatz-Screenings ausgestattet werden als auch ein multidisziplinäres Forschungsteam aufbauen. BiMM-Scientist Christoph Schüller erklärt Johanna Mikl-Leitner vor Ort den Nutzen der Roboter. Das Besondere an der BiMM ist, dass hier Know-How und Teamgeist aufeinandertreffen, sodass man wirklich das Gefühl hat, dass alle am selben Strang ziehen und gemeinsam ihr Herzblut in die Projekte fließen lassen. Die Begeisterung des Forschungsteams, das hier international beachtete Grundlagenforschung betreibt, übertrug sich auch auf die Fördergeber. So konnte eine 2. Förderperiode bis 2024 realisiert werden.

Bei einem weiteren Stop zeigt Georg Gübitz (Departmentleiter für Agrarbiotechnologie) der interessierten Landeshauptfrau ein Enzym-Modell von Bioplastik: „Für das Recycling von Plastik und Textilien haben Biokatalysatoren ein immenses Potential. Solche Enzyme - wie in diesem milliardenfach vergrößerten Modell - können Plastik unter umweltfreundlichen Bedingungen und hochspezifisch in die einzelnen Bausteine zerlegen.“ Für industrielle Anwendungen sollen nun noch effizientere Kandidaten aus der Natur isoliert werden. Dank BiMM können dabei viele Schritte automatisiert ablaufen. 

Mikl-Leitners Kurzbesuch am IFA widmet sich dann dem Forschungsprogramm DANUBE-ARC (DANUBE-Allergy Reseach Cluster), in dem neue Formen der molekularen Diagnose und Therapie für allergische Menschen generiert werden. „Der Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von innovativen Methoden zur Früherkennung allergischer Sensibilisierungen und deren Prävention, um diese Volkskrankheit wirkungsvoll eindämmen zu können“, so Sabine Baumgartner, Vizerektorin für Lehre und Weiterbildung an der BOKU. Baumgartners Team führt dazu molekulare Messungen der Allergenexposition durch. Ein ins DANUBE-ARC eingebettetes Lehr- und Ausbildungsprogramm wird zukünftig hochqualifizierte Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen ausbilden. 

Ganz nach Zeitplan verlässt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln mit einem kurzen Statement für den BOKU-Social Media Manager Jakob Vegh: „Unsere Wissenschaftler*innen brauchen die besten Rahmenbedingungen. Nur dann ist es ihnen auch möglich, zu den besten Ergebnissen in der Forschung zu kommen - von denen vor allem die Menschen profitieren. Wer hätte vor einigen Jahrzehnten daran gedacht, dass die Forschung kleine Moleküle aufspürt, die die Gesundheit unseres Körpers verbessern können. Ich bin von diesen bahnbrechenden Erkenntnissen an der BOKU begeistert!“