Fieberhaft wird weltweit nach effizienten Therapieansätzen für schwere COVID-19-Verläufe gesucht, auch an der Universität für Bodenkultur Wien. Und das mit neuen Ergebnissen: Dem internationalen Forschungsteam gelang die Entwicklung neuer Antikörper-Varianten, die besonders hohe Aktivitäten aufweisen.

Antikörper spielen bei der Bekämpfung von SARS-CoV-Infektionen eine zentrale Rolle. Sie können die Viren neutralisieren und somit den Krankheitsverlauf mildern. Hochaktive Antikörper, sogenannte monoklonale Antikörper (mAk) sind besonders erfolgsversprechend. Auf der internationalen Forschungsbühne beschert ihnen das einen Platz im Rampenlicht. „Mit beispielloser Geschwindigkeit entwickeln Labore weltweit neue mAk-Varianten gegen SARS-CoV-2“, erklärt Herta Steinkellner vom Institut für Pflanzenbiotechnologie und Zellbiologie. Einige davon werden bereits therapeutisch eingesetzt, die meisten – ein paar 100 davon – befinden sich in klinischen Studien. Was bislang deutlich wurde: mAk wirken effizient, wenn sie präventiv oder bei milden Symptomen eingesetzt werden, bei schweren Krankheitsverläufen zeigen sie jedoch wenig bis gar keine Wirkung. Der BOKU (Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie) gelang es nun gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien (Zentrum für Virologie) neue mAk Varianten, sogenannte IgG3-Subtypen, herzustellen, die eine 50-fach höhere SARS-CoV-2 Neutralisation aufweisen als ihre Vorgänger vom Subtypus IgG1. „Diese unerwartet hohe Wirksamkeit macht IgG3-Antikörper besonders interessant für neue Therapieansätze, nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern auch gegen andere Viren“, so Steinkellner.

Menschen werden durch verschiedene Antikörpertypen geschützt. Immunglobuline der Klasse G (IgG) stellen den Hauptanteil im Blut dar. Bisher zur COVID-Bekämpfung eingesetzte mAk zählen allesamt zum Subtypus IgG1. Daneben gibt es noch drei weitere Subtypen: IgG2, IgG3 und IgG4. Mit einer besonders hohen Prävalenz wird in COVID-19-Erkrankten IgG3 nachgewiesen. Dies deutet darauf hin, dass dieser Subtypus eine besonders wichtige Schutzrolle innehat. Trotzdem wurden IgG3-mAk bislang nicht klinisch weiterentwickelt. Grund dafür sind Schwierigkeiten bei der Herstellung, die zu geringen Ausbeuten und verminderter Funktion führen. Dem Forschungsteam rund um Steinkellner gelang es jetzt einen solchen mAk vom Typ IgG3 im Labor herzustellen. Bislang wurde deren Wirksamkeit in Zellsystemen nachgewiesen, weitere Studien an Tiermodellen befinden sich in Vorbereitung. Doch bereits jetzt sind die Erwartungen hoch. Die BOKU ließ diese neue Technologie inzwischen bereits patentrechtlich schützen.

Die Studie ist aktuell im Fachmagazin PNAS erschienen:
https://www.pnas.org/content/118/42/e2107249118

Kontakt
Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Herta Steinkellner
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Pflanzenbiotechnologie und Zellbiologie
Tel: +43/1/47654 94370
Email: herta.steinkellner(at)boku.ac.at