20.07.2021 - Neue Grasflächen können die Vielfalt an Ameisen erhöhen und somit das Ökosystem stärken
Biodiversität in Agrarlandschaften braucht langfristige aund dauerhafte Maßnahmen, um Resilienz der Ökosysteme zu gewähleisten.
Die fortschreitende Intensivierung und Fragmentierung der europäischen Agrarlandschaften führen zu einem dramatischen Verlust der Biodiversität und der damit verbundenen wichtigen Funktionen für das Ökosystem. Zur Aufrechterhaltung dieser Ökosystemdienstleistungen, wie der durch Ameisen vermittelten Schädlingsbekämpfung, birgt die gezielte Förderung von neuen Graslandflächen ein großes Potenzial.
„Um das Potenzial neu angelegter Graslandflächen zur Verbesserung der Diversität von Ameisen und der damit verbundenen Funktionen zu untersuchen, sammelten wir Ameisen per Hand und führten Experimente zur Bekämpfung von Schädlingen in drei verschiedenen Lebensräumen durch“, sagt Victor Scharnhorst von Institut für Integrative Natursschutzforschung der BOKU: In Getreidefeldern, in alten Graslandflächen und in neuen, drei Jahre alten Graslandflächen. Anschließend untersuchte das Team Unterschiede in der Zusammensetzung der Ameisenartengemeinschaft, in den für die Schädlingsbekämpfung relevanten funktionalen Merkmalen und der potentiellen Schädlingsbekämpfung zwischen den verschiedenen Lebensräumen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die absolute Vielfalt oberirdisch lebender Ameisen zwischen neuen und alten Graslandflächen ähnlich ausgeprägt war, jedoch signifikant höher in neuen Graslandflächen als in den umgebenden Getreidefeldern. Im Gegensatz dazu war die Zusammensetzung der Ameisenartengemeinschaft in neuen Graslandflächen jedoch sehr ähnlich zu den Getreidefeldern und unterschied sich signifikant vom Artenpool des alten Grünlands.
Der von den Ameisengemeinschaften abgedeckte funktionale Merkmalsraum zeigte die gleiche Verteilung zwischen alten und neuen Graslandflächen. Die Schädlingsbekämpfung unterschied sich zwischen den drei Lebensräumen nicht signifikant und konnte daher nicht mit dem Vorhandensein von funktionalen Merkmalen der Ameisenarten in Verbindung gebracht werden, die relevant für die Bekämpfung von Schädlingen sind.
Scharnhorst: „Unsere Ergebnisse zeigen eine Tendenz von Konvergenz zwischen altem und neuem Grasland, deuten aber auch darauf hin, dass eine Förderung der Biodiversität von Ameisen durch neues Grasland länger als drei Jahre in Anspruch nimmt, um eine vergleichbare Artenvielfalt und Funktionalität zu erreichen.“
Neu angelegte Graslandstreifen können demnach den Artenreichtum und die Dichte des Vorkommens von Ameisen in der Agrarlandschaft erhöhen und eine konsistente Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen wie die der Schädlingsbekämpfung gewährleisten.
Drei Jahre nach ihrer Etablierung wurden neue Graslandflächen jedoch immer noch von für Getreidefelder typischen Ameisenarten dominiert und es fehlten die spezialisierten Arten der alten Graslandflächen, die eine konstante Versorgung mit speziellen Nahrungsressourcen und längere Zeiträume zur Gründung von Kolonien benötigen.
Neue Graslandflächen stellen eine vielversprechende Maßnahme zur Aufwertung von Agrarlandschaften dar, müssen aber längerfristig erhalten werden, um die Biodiversität und die Resilienz der damit verbundenen Ökosystemleistungen zu fördern.
“Ant community composition and functional traits in new grassland strips within agricultural landscapes" in Ecology & Evolution” wurde bei Wiley im Juni 2021 im Volume 11, Issue 12 publiziert:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ece3.7662
Kontakt:
Victor Scharnhorst, MSc.
Institut für Integrative Naturschutzforschung
Universität für Bodenkultur Wien