(c) Pixabay

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Wie viel Kohlenstoff binden die globalen Wälder und wie viele Emissionen verursachen sie? Ein Forscherteam unter Leitung von Simone Gingrich hat am Institut für Soziale Ökologie der BOKU Wien die globale Waldbiomasse sowie ihre Veränderung zwischen 1990 und 2020 analysiert und in einem Modell die Faktoren quantifiziert, die zu diesen Veränderungen führen.

Wälder haben ein großes Potenzial für naturbasierte Lösungen zur Abschwächung des Klimawandels. Wälder können entweder Kohlenstoff anreichern und als Kohlenstoffsenken wirken, oder Kohlenstoff an die Atmosphäre abgeben. Die Faktoren, die global zu diesen Veränderungen führen, sind jedoch nach wie vor nur unzureichend quantifiziert.

Ein Forscherteam des Instituts für Soziale Ökologie (SEC) der Universität für Bodenkultur Wien untersuchte nun die Ursachen von Emissionen aus globalen Wäldern mit einem kontrafaktischen Modellierungsansatz auf der Grundlage der globalen Walderhebungen der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) im Zeitraum 1990-2020. Dabei quantifizieren die Forscher*innen, wie sich Wälder verändert hätten, wenn bestimmte Prozesse nicht stattgefunden hätten. Es zeigte sich, dass Entwaldung die Hauptursache für die Kohlenstoff-Emissionen aus globalen Wäldern war, gefolgt von einer Zunahme der Ernte und Waldbränden. Teilweise wurden diese Emissionen durch erhöhte Waldwachstumsraten ausgeglichen.

„Wenn die Waldfläche nicht verringert worden wäre, hätten wir zwischen 1990 und 2020 statt einer Emission von 0.74 GtC eine Kohlenstoffsenke von 26.9 GtC in den globalen Wäldern. Ohne Zunahme der Holzernte seit 1990 wäre eine Senke 4.9 GtC entstanden, und unter der hypothetischen Annahme, dass gar keine Ernte stattgefunden hätte, sogar eine Senke von 49.1 GtC“, erklärt Erstautorin Julia Le Noë. Nicht berücksichtigt wurden dabei die Kohlenstoffspeicher, die durch Holzprodukte aufgebaut werden.

Einen Ausgleich für die Prozesse im Wald boten erhöhte Waldwachstumsraten: Ohne sie würden die kumulativen Emissionen 7,4 GtC betragen, das heißt, noch zehnmal höher sein als im Moment. „Welche Mechanismen hinter der Erhöhung der Wachstumsraten stecken, ist nicht geklärt. Aber wir sehen, dass die Erhöhung der Wachstumsrate in Ländern des Globalen Nordens noch vor der Flächenausdehnung der wichtigste Faktor war, der den Emissionen durch Entwaldung entgegenwirkte, die vor allem in den globalen Tropen entstanden“, führt Simone Gingrich aus.

Die Analyse zeigt, dass Wälder zum Klimaschutz beitragen können. Wichtige Strategien dazu sind einerseits die Beendigung der Entwaldung und andrerseits eine Reduktion der Holzernte, da nicht davon auszugehen ist, dass das Waldwachstum unter veränderten Klimabedingungen weiter eine so positive Rolle spielen wird. „Hier stellt sich die Frage, wie eine reduzierte Holzernte mit dem Aufbau von Kohlenstoff in Holzprodukten so kombiniert werden kann, dass Klimaschutz und gesellschaftliches Wohlergehen in Einklang sind“, betont Karlheinz Erb.

 

Julia Le Noë, Karlheinz Erb, Sarah Matej, Andreas Magerl, Manan Bhan, Simone Gingrich,

“Altered growth conditions more than reforestation counteracted forest biomass carbon emissions 1990–2020” wurde soeben in Nature Communications veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1038/s41467-021-26398-2

 

 

Kontakt & Rückfragen:

Dr. Simone Gingrich
Dr. Julia Le Noë

Institut für Soziale Ökologie (SEC)
Universität für Bodenkultur Wien
julia.lenoe(at)boku.ac.at
simone.gingrich(at)boku.ac.at
Tel.: +43 1 47654-73724