Die Hackathon-Jury agierte in Corona-Zeiten aus dem Zoom-Room und war sich in der Sache einig: "Unsere Master-Studierenden haben wirklich tolle und praxistaugliche Ideen erarbeitet." (c) Institut für Marketing und Innovation

In einer vorgegebenen Zeit gemeinsam an neuen Projekten tüfteln und innovative Lösungen aushecken: So kann das Prinzip eines „Hackathons“ beschrieben werden. Vorrangig aus IT-Kreisen bekannt, wurde ein solcher von 10. bis 11. Mai 2021 nun erstmals an der Universität für Bodenkultur Wien  zum Thema „Zukunft Landwirtschaft 2030“ veranstaltet.  

Anstatt der alljährlichen Besichtigungen landwirtschaftlicher Betriebe, die Corona-bedingt abgesagt werden mussten, waren die Studierenden des Masterstudiengangs Agrar- und Ernährungswirtschaft heuer gefordert, innerhalb von zwei Tagen Ideen für praxistaugliche Projekte zum Thema „Zukunft Landwirtschaft 2030“ zu entwickeln. „Wir wollten es den Studierenden ermöglichen, trotz Lock-down und Distance-Learning möglichst praxisnahe zu arbeiten. Ihre Projektideen sollen dabei nicht nur schriftlich festgehalten, sondern auch in der Praxis umgesetzt werden“, erklärte der Leiter der Lehrveranstaltung Univ.Prof. Dr. Siegfried Pöchtrager.

Den thematischen Auftakt dazu machten Vertrerte*innen vom Bund, dem Land Oberösterreich, dem Verein Land schafft Leben und der BOKU selbst. In kurzen Vorträgen gaben Hubert Huber (Land OÖ), Johannes Fankhauser (BMLRT), Maria Fanninger (Land schafft Leben) Vera Kasparek und Julia Jungmair (beide BOKU), die auch die fünfköpfige Jury bildeten, den Studierenden inhaltliche Impulse für die Entwicklung ihrer Projekte.

Transparente Informationen, bewusste Konsumentscheidungen

Die Ideen der Studierenden, die dazu im Rahmen des zweitägigen BOKU Hackathons entstanden sind, begeisterten die Jury. Überzeugen konnte schließlich die „Genussregion App“, die überregionale Kulinarik-Initiativen wie „Gutes vom Bauernhof“ oder „Wirtshauskultur“ auf einer Plattform bündeln und produktspezifische Informationen transparent aufbereiten soll. Für Maria Fanninger vom Verein Land schafft Leben ein innovativer Schritt, wenn es darum geht, KonsumentInnen und Landwirtschaft einander wieder näherzubringen: „Die Projektidee steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber ich sehe eine durchgängige Transparenz der Lebensmittel von der Produktion bis auf den Teller als unumgängliche Forderung der nächsten Generation. Nur so können wir bewusste, wertebasierte Konsumentscheidungen treffen und Verantwortung für unser Handeln übernehmen.“

Als Preis wurde dem Siegerteam, bestehend aus Fabian Camus, Henrike Heinicke, Lukas Knafl und Yasmin Kunzi, ein einmonatiges Praktikum beim Verein Land schafft Leben angeboten. Und für die VeranstalterInnen ist nach dem vielversprechenden Output aller TeilnehmerInnen klar: Das Format „Hackathon“ wird es in Zukunft noch öfter an der BOKU geben.

Hackathon-Projekte

Aufgeteilt in 7 Teams entwickelten die 30 teilnehmenden Student*innen ihre Projekte in unterschiedlichen Themenfeldern entlang der Wertschöpfungskette:

  • Kommunikation: Team 1 gründete die Plattform „Landwirt*innen erleben“, auf der Bäuerinnen und Bauern ihren eigenen Betrieb vorstellen und gleichzeitig Fragen der Konsument*innen beantworten können. Ziel ist es, ein ehrliches und praxisnahes Bild der Landwirtschaft zu erzeugen und den Dialog beidseitig zu stärken.
  • Agrarpolitik: Team 2 setzte auf die Etablierung einer weitreichenden Lebensmittelkennzeichnung – vom CO2-Ausstoß in der Produktion bis zum Transport zum Endverbraucher samt Einbindung der Gastronomie mit entsprechender Kennzeichnung auf Speisekarten - um damit klimaneutrale, nachhaltige und regionale landwirtschaftlicher Produkte zu stärken.
  • Erlebbare regionale Kulinarik: Team 3 entwickelte eine Genussregion-App „Österreich is(s)t eins“ mit dem Ziel, die bereits bestehenden kulinarischen österreichischen Initiativen (Gutes vom Bauernhof, Bio Austria, Urlaub am Bauernhof, Wirtshauskultur, Österreich Wein, …) auf einer Genuss-Plattform zusammenzuführen, zu optimieren und auszubauen.
  • Innovation, Digitalisierung, Klimawandel: Team 4 rief eine Österreichische Agriphotovoltaik-Offensive ins Leben, die es Landwirt*innen ermöglichen soll, ihren eigenen CO2-neutralen Strom zu produzieren und gleichzeitig die uneingeschränkte Nutzung des darunterliegenden Bodens zuzulassen – mit der zusätzlichen Verdienstmöglichkeit der Einspeisung des selbst erzeugten Stroms in das lokale Versorgungsnetz.
  • Lebens- und Arbeitsplatz Bauernhof: Team 5 schlug die Zertifizierung für eine lebenswerte österreichische Landwirtschaft (LÖL) vor. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und den Dialog mit den Kund*innen soll gesellschaftlich mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft erlangt und die Lebensqualität am Bauernhof gestärkt werden.
  • Fairness Wertschöpfungskette: Team 6 setzte auf starke Partnerschaften zwischen Erzeugern, Verarbeitern, Handlern und Einzelhändlern als innovative Perspektive für regionale Wertschöpfungsketten mit dem Ziel, vor allem kleine und mittelständige Lebensmittelproduzenten wirtschaftlich zu unterstützen und neue Marktchancen für diese zu schaffen.
  • Agrarbildung. Team 7 präsentierte ihr Projekt ,,Persönlichkeitsschmiede“ mit dem Fokus auf die die Stärkung der Unternehmer*innen-Persönlichkeiten und die Weiterbildung für Jungübernehmer*innen zur Identitätsfindung. Konkrete Maßnahmen u.a. Vernetzung und Austausch von Landwirt*innen, Persönlichkeitscoaching, Rhetoriktrainings und Social-Media-Promotion.

Kontakt & Rückfragen
Ao. Univ. Prof. Dr. Siegfried Pöchtrager
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Marketing und Innovation
Tel.: 0650 2332440
siegfried.poechtrager(at)boku.ac.at