Artenschutz braucht Zeit – naturnahe Streifen für vielfältigere Agrarlandschaften

Agrarlandschaften brauchen verbesserten und dauerhaften Schutz von Biodiversität um wertvolle Arten und deren Funktionen zu erhalten - so eine aktuelle Studie. (c) Bea Maas

„REGRASS“: Forscherteam der BOKU und Universität Wien testet neue Agrarumweltmaßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt und den damit verbundenen Ökosystemleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle.

Agrarlandschaften verlieren zunehmend an Artenvielfalt, wovon auch wertvolle Ökosytemleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle betroffen sind. Ein Forscherteam der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der Universität Wien untersuchte in dem dreijährigen Pilotprojekt „REGRASS“, ob und wie kurzfristig angelegte, schmale Graslandstreifen den Schutz von Biodiversität und biologischen Funktionen verbessern.

Für die Studie legte das Team naturnahe Grünstreifen in Agrarlandschaften an und bestimmte, wie stark und schnell unterschiedliche Bestäuber und Schädlingsfresser die neue Schutzmaßnahme annehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass arttypische Eigenschaften, räumliche Faktoren und Zeit entscheidend für den Erfolg der neuen Schutzmaßnahme sind und wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology veröffentlicht.

Verlust von Brachland schädlich

„Trotz umfangreicher Umweltschutzmaßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU, mit einem Budget von 365 Milliarden Euro für die Periode 2021-2027, schwindet die Vielfalt von Arten und Funktionen in der Landwirtschaft und braucht verbesserten Schutz“, so die Erstautorin der kürzlich publizierten Studie, Dr. Bea Maas von der Universität Wien. „Der Verlust von Brachland und die Zunahme von Monokulturen wirken sich besonders schädlich aus“, erläutert Prof. Thomas Frank, Leiter des Projekts von der BOKU Wien. Das Forscherteam legte hierfür schmale Graslandstreifen als Querverbindungen zwischen natürlichen Wiesen und Ackerflächen an, die sich von bisherigen Maßnahmen vor allem durch die Vielfalt verwendeter Pflanzensamen und ihre naturnahe Artenzusammensetzung unterschieden. In der in Niederösterreich durchgeführten Studie wurde die Ausbreitung von Tiergruppen, die wesentlich für Bestäubung und biologische Schädlingskontrolle sind, genau untersucht.

Dauerhafte Lebensräume notwendig

„Die Ergebnisse zeigen, dass Bestäuber wie Bienen und Schwebfliegen sowie Schädlingsfresser wie Laufkäfer und Spinnen auf die Graslandstreifen reagieren – allerdings eher langsam und abhängig von ihren Eigenschaften“, erklärt Maas. „Größere, aktiv jagende und mobilere Arten reagierten naturgemäß schneller, während unsere Ergebnisse deutlich zeigen, dass Graslandstreifen und kurzfristige Zeiträume alleine nicht für den Artenschutz ausreichen“, ergänzt Frank. Das Forscherteam plädiert für die Förderung dauerhafter Lebensräume für die landwirtschaftliche Biodiversität – denn, wie Maas betont: „Nur so können wir die Arten- und Funktionsvielfalt in Agrarlandschaften effektiv erhalten und schützen“.

Publikation: Maas et al. (2021): “Functional traits driving pollinator and predator responses to newly established grassland strips in agricultural landscapes” – Journal of Applied Ecology

Kontakt:

Dr. Bea Maas
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Universität Wien
E-Mail: bea.maas(at)unvie.ac.at

Univ.Prof. Mag. Dr. Thomas Frank
Institut für Zoologie
Universität für Bodenkultur Wien
E-Mail: thomas.frank(at)boku.ac.at

Naturnahe Graslandstreifen können Artenvielfalt in Agrarlandschaften schützen – doch dieser Schutz braucht laut einer aktuellen Studie auch Zeit. (c) Bea Maas