Am 4. Forum zu Biodiversität und Ökosystemleistungen präsentiert der Österreichische Biodiversitätsrat seine aktualisierte Einschätzung der Biodiversitätspolitik in Österreich in Form des Barometers 2021.

In 18 Punkten haben die Expert*innen jene politischen Pläne und Aktivitäten evaluiert, die zum Stopp des Artenverlusts führen sollen. Im Jahr 2021 kam zwar Bewegung in die Agenden zum Schutz der biologischen Vielfalt, dennoch zeigt das Barometer in nur drei Punkten eine Trendänderung ins Positive. Das Resümee: Die wenigen gesetzten Schritte der Politik sind zwar richtig, aber viel zu klein, um größere Wirkungen zu erzielen.
 

Viel Rot und großer Handlungsbedarf: so das Update 2021 des Barometers zur Biodiversitätspolitik in Österreich.

Veronika Gaube (Institut für Soziale Ökologie) und Thomas Hein (Institut für Hydrobiologie) vertreten die BOKU im österreichische Biodiversitätsrat. Thomas Hein sieht die Notwendigkeit, hier entschlossener zu handeln: „Unsere Analysen bestätigen diese besorgniserregenden Trends des Barometers für Österreichs Gewässer. Wir haben Schritte aufgezeigt, um Österreichs Landschaften sowie unsere Gewässer als essentielle Ressource für uns Menschen zu sichern. Wir brauchen intakte Ökosysteme.“ Veronika Gaube betont, dass es mehr Wissen über längerfristige sozial-ökologische Entwicklungen braucht, um dem besorgniserregenden Trend des Barometers besser entgegenwirken zu können.  „Interdisziplinäre Forschung und die Kooperation mit Experten aus der Praxis sind essentiell, um gemeinsam nächste Schritte zur Änderung des Umgangs mit Biodiversität zu erarbeiten.“

Dringend Strukturen schaffen und finanzielle Mittel freigeben

Der Biodiversitätsrat vermisst die notwendigen Strukturen sowie eine bessere Aufgabenverteilung zwischen unterschiedlichen Stakeholdern und Sektoren, die für eine gesamtgesellschaftliche Transformation Voraussetzung sind. Nach wie vor fehlen auch die finanziellen Mittel für ein nationales Biodiversitäts-Forschungsprogramm. Weiterhin fehlt die Einrichtung wissenschaftlicher Dienste im Nationalrat oder die Etablierung eines Umweltrates nach deutschem Vorbild.

Verbesserungen in der Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen in der Landnutzung wurden nur sehr zögerlich in Angriff genommen: Für die kommende Programmperiode des Österreichischen Agrar-Umweltprogramms (ÖPUL) wurden sieben Prozent Ausstattung mit Landschaftselementen geplant, dennoch bleibt abzuwarten, wie die endgültige Umsetzung erfolgt. Der längst bekannte hohe Flächenverbrauch in Österreich lag auch 2021 wieder bei täglich 11,5 ha. Im neuen österreichischen Raumentwicklungskonzept vom Oktober 2021 wurde der maximale Bodenverbrauch mit 2,5 ha täglich bis 2030 verankert. Es gibt Anlass zur Hoffnung.

Weitere Informationen:
https://www.biodiversityaustria.at/biodiversitaetsrat/ziele-aufgaben/barometer/