Neue Erkenntnisse über verschiedene Entwicklungsstrategien geben Aufschluss über das Vermehrungspotential des Forstschädlings. Damit können gezielte Maßnahmen gegen dessen Ausbreitung gesetzt werden.

Der Buchdrucker ist der gefährlichste Forstschädlingen in europäischen Fichtenwäldern. (c) Andrea Stradner

Der Buchdrucker (eine Käferart aus der Insektengruppe der Borkenkäfer) ist der gefährlichste Forstschädling in europäischen Fichtenwäldern. Massenvermehrungen treten vor allem nach Windwurf, Schneebruch oder Trockenheit auf, woraufhin dann auch kaum geschwächte Bäume besiedelt werden können. Durch klimatische Veränderungen wird der Buchdrucker in europäischen Wäldern zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Die Generationenanzahl pro Jahr (Voltinismus) wird neben der Umgebungstemperatur auch stark von der Entwicklungsruhe (Diapause) des Insekts beeinflusst. Beim Buchdrucker war bislang nur eine fakultative Diapause bekannt, die durch Umweltreize - beim Buchdrucker durch die kurzen Tageslichtlängen im Herbst und Winter - reguliert wird. BOKU-Forscher*innen fanden jetzt in Kooperation mit der University of Colorado-Denver heraus, dass der Buchdrucker auch eine obligate, also eine genetisch fixierte Diapause exprimiert. „Das Vorkommen von zwei Diapause-Phänotypen innerhalb einer Art stellt eine Besonderheit bei Insekten dar“, betont Martin Schebeck vom Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz an der Universität für Bodenkultur Wien.

Die zwei Diapause-Phänotypen haben wichtige Auswirkungen auf den Voltinismus und somit das Schadpotential des Buchdruckers: Populationen mit fakultativ diapausierenden Käfern können mehrere Generationen pro Jahr ausbilden, Populationen mit obligat diapausierenden Buchdruckern nur eine Generation pro Jahr.

Diese Erkenntnisse haben neben der wissenschaftlichen auch eine hohe praktische Bedeutung: „Das Erkennen der Diapause-Strategie hilft, das saisonale Auftreten in europäischen Wäldern zu verstehen und in Prognosemodelle zu inkludieren, die die Entwicklung und Generationenausbildung des Buchdruckers genau vorhersagen“, so Schebeck, „damit kann mit gezielten Maßnahmen verhindert werden, dass sich der Forstschädling in stark betroffenen Regionen weiter ausbreitet.“

Detaillierte Informationen zum Voltinismuspotential des Buchdruckers sind besonders auch im Hinblick auf den Klimawandel von Relevanz, da mit steigenden Temperaturen von günstigen Vermehrungsbedingungen und somit von größeren Schäden in Fichtenwäldern auszugehen ist.

Publikation:
Facultative and obligate diapause phenotypes in populations of the European spruce bark beetle Ips typographus
https://link.springer.com/article/10.1007/s10340-021-01416-w

Kontakt:
Dr. Martin Schebeck, MMSc.
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz
Email: martin.schebeck(at)boku.ac.at
Tel.: 0699 180 391 30